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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Maerz 2006; 17:07
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Kunst und Kultur:

> Streetart zwischen brav und boese

In Wien versammelte sich fuer eine Woche einiges, was in der Graffitiwelt
Rang und Namen hat. Dabei waren Volkskundler, Proffs, Streetartaktive,
Writer bis zu Harald Naegeli*.

Es ist schon eine reife Leistung, diese Leute alle nach Wien zu kriegen,
auch manche wie etwa Naegeli, der heute die Oeffentlichkeit eher meidet.
Dafuer demonstrierte er, dass er, wenn's sein muss, noch Strichmaennchen
spruehen kann. Nicht dass er noch jemandem was beweisen muesste, zumal er
mit den Writern nichts zu tun hat und die moegen ihn nicht. Das beruht auf
Gegenseitigkeit, wie ich mal zu hoeren bekam, als er bei einer
Kunstveranstaltung in Frankfurt war. Ja, er ist beruehmt, aber wenn wir im
Yard erwischt werden, dann gibt's was aufs Maul. Ein weiterer Aspekt ist
einfach Futterneid. Naegeli hat halt das, was die Writer wollen, aber nicht
bekommen, Fame. Die Writer sagen, sie wollen Ruhm. Wie denn? Es gibt zu
viele davon, Tags und Pieces findest in jeder Stadt und fuer Aussenstehende
sieht das alles gleich aus. Wer spruehen will, sollte sich nicht erwischen
lassen, aber doch bitte den Quatsch mit Fame lassen, das ist ein Mythos,
mehr nicht.

Dazu gab es eine Styropormauer auf der in geballter Form alle Formen der
Streetart vertreten waren. Vom Sticker bis zur Schablone. Eine fast perfekte
Graffitisimulation im Museum. Auf engstem Raum war konzentriert, was sonst
ueber die Staedte verteilt ist. Da koennten die Filmemacher noch was lernen,
wenn sie ihre Pseudograffiti auf den Pappwaenden im Studio spruehen lassen.

Warum der neue Oberbegriff Street Art?

Der globale Triumph der Street Art ist indes nicht aufzuhalten. Unabhaengig
vom Grad der staatlichen Repression werden die Staedte ueberschwemmt mit den
Ausdrucksformen des Kommunikationsbeduerfnisses junger Menschen. Zu den
vertrauten bunten grossflaechigen Bildern der SprayerInnen, wie sie gehaeuft
entlang der Eisenbahnrouten vorkommen, gesellen sich in den letzten Jahren
Papierbildchen auf Mauern, Waenden und Stromkaesten und viele andere
innovative Formen der Strassenkunst, deren ProtagonistInnen immer neue
Freiraeume erobern und fuer immer neue technische und inhaltliche
Weiterentwicklungen sorgen. Sie reichen weit ueber die klassischen
Graffiti-Formen hinaus. Deshalb auch der neue Oberbegriff Street Art...

Alle diese Street-Art-Formen seien ein Geschenk an die Oeffentlichkeit, eine
Bereicherung des Stadtbildes abseits der traditionellen Orte der offiziellen
Kulturvermittlung, sagt ein Wiener Graffiti-Experte.

Vielleicht sehen das nach dem Kongress auch die Stadtverwaltungen und die
Polizeifuehrungen Europas so. Schliesslich muessen die Jobs in den
Gebaeudereinigungsfirmen gesichert werden!

(Indymedia/stark bearbeitet)

Originaltext: http://at.indymedia.org/newswire/display/55305/index.php

Links:
http://www.graffitieuropa.org/
http://www.graffitieuropa.org/kongress.htm
http://www.graffitieuropa.org/frankfurt/01.htm
http://www.graffitieuropa.org/frankfurt.htm
http://de.geocities.com/ostendfaxpost/graffitigeschichte.html

* Harald Naegeli wurde als Sprayer von Zuerich Ende der siebziger Jahre
weltweit bekannt. Wegen seiner Strichfiguren wurde er letztendlich mit
internationalem Haftbefehl gesucht und musste nach seiner Verhaftung 1984
eine neunmonatige Haftstrafe absitzen. Ironie der Geschichte: Eines der
letzten erhaltenen Strichmaennchen aus seiner Zuericher Zeit, an der Fassade
des Deutschen Seminars in der Schoenbergstrasse, liess der Kanton 2004 als
Kunstwerk restaurieren und konservieren. (Quelle: Wikipedia)

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Kasten:

> Werbefreier Tag

"KONSUM fuegt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden
zu" Unter diesem

Motto stand der "Werbefreie Tag" am 16.Maerz in Wien, ein Aktionstag
politischer Street Art. Ein paar Leute haben sich eingefunden um Werbetafeln
zu bespruehen oder zu bekleben. Und dann wurde auch schon mal aus: "Achten
Sie auf die Marke" ein Aufruf: "Verachten Sie die Marke".

Die Initiatoren fragen in einer Aussendung: "Es stellte sich die Frage wieso
Konzerne wie McD oder andere uns mit taeglich mit Werbung einlullen duerfen
und wie wir das veraendern koennen. Haben sie sich schon mal Gedanken
gemacht wie oft sie am Tag von Werbung penetriert werden? Wie oft und wie
stark sie von Werbung beeinflusst werden? Und muss das so sein?"

Quelle: http://at.indymedia.org/newswire/display/55298/index.php


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