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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Oktober 2005; 17:09
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Kunst/Geschichte/Inititiativen:

> Orpheus Trust in akuter Gefahr

Der Orpheus Trust wurde 1996 auf Initiative von Dr. Primavera Gruber in Wien
gegruendet. In den fast zehn Jahren seit seiner Gruendung hat der Orpheus
Trust seine Pionierrolle beim Anliegen, Musik und Musikern, die Opfer des
nationalsozialistischen Terrors wurden und fast immer bis an ihr Lebensende
vergessen blieben, den gebuehrenden Raum wieder zu geben, mit so grossem
Erfolg ausgeuebt, dass der Verein zu einer in Oesterreich und international
anerkannten und geachteten Institution geworden ist.

Da die meisten vertriebenen Musikschaffenden nach 1945 in Oesterreich keine
Akzeptanz fanden und nicht zurueckgekehrt sind, erstreckte sich die
Forschung des Orpheus Trust ueber alle Kontinente. Die Kontaktaufnahme mit
dort lebenden Kuenstlern oder ihren Nachkommen stiess unmittelbar auf
Wertschaetzung. Darueber hinaus gab es eine intensive Zusammenarbeit mit
auslaendischen Institutionen, Forschenden und Kuenstlern. Auszeichnungen wie
die Torberg-Medaille der IKG, ein Preis aus der Dr. Karl-Renner-Stiftung
sowie im Oktober 2005 der Premio Nazionale 'Silvio Sammarco Springer'
spiegeln die Anerkennung fuer eine Taetigkeit wider, die kulturell,
historisch und menschlich von grosser Bedeutung ist.


Orpheus Trust: Vertrauen in ein besseres Oesterreich

Der Orpheus Trust verfuegt ueber eine Datenbank mit der weltweit groessten
Informationssammlung zu ueber 5000 NS-verfolgten Musikschaffenden und ihren
Werken, die einen Bezug zu Oesterreich oder der ehemaligen 'Donaumonarchie'
aufweisen. Zahlreiche Nachlaesse, Dokumente, Partituren, Fotos und andere
Materialien wurden dem Orpheus Trust von Exilanten und ihren Angehoerigen
anvertraut - Ausdruck eines zoegernden Vertrauens in ein besseres
Oesterreich. Jaehrlich werden ueber 300 Forschungsanfragen beantwortet,
Studenten werden bei der Themenauswahl fuer Diplomarbeiten und
Dissertationen, Musiker bei der Programm- und Repertoiregestaltung beraten
und Musikveranstalter ueber ihre Programme informiert.

Seit 1996 wurden in 300 Veranstaltungen ueber 1500 NS-verfolgte
Musikschaffende in Kooperation mit Veranstaltern in ganz Oesterreich der
Oeffentlichkeit vorgestellt. Darunter waren 130 Ur- und oesterreichische
Erstauffuehrungen und grosse Projekte wie das Fritz Spielmann - Festival,
Masterclasses mit Karl-Ulrich Schnabel an den Musikuniversitaeten Salzburg
und Graz, sowie mit der Theresienstadt-Ueberlebenden Edith Kraus an der
Universitaet fuer Musik und darstellende Kunst Wien, die Hanns Eisler - und
die Bruno Walter- Ausstellung, etc. etc. Zuletzt wurde mit zahlreichen
Konzerten, zwei Ausstellungen und einem internationalen Symposion im Rahmen
des Frankreich-Festivals 'Douce France?' Frankreich als Exil- und
Durchgangsland fuer NS-verfolgte Musikschaffende in den Mittelpunkt
gestellt.

Im Gedenkjahr: Das Ende ?

Waehrend die Anerkennung durch die Oeffentlichkeit zunahm, drueckte sich
dies nicht in entsprechend steigenden Subventionen aus. Mit EUR 73.000 von
der Stadt Wien, 30.000,-- vom bka.kunst im Jahr kann der Orpheus Trust nicht
das Leben und das Werk von ueber 5000 NS-verfolgten Musikschaffenden
erforschen, vermitteln, bekannt machen. Die Breite der Aktivitaeten wuerde
mindestens fuenf Mitarbeiter erfordern, nicht zwei Halbtagskraefte wie heute
(zwei Mitarbeiterinnen mussten bereits gekuendigt werden). Die 20 bis 25
jaehrlichen Veranstaltungen konnten auch so nur mit vielen unbezahlten
Arbeitsstunden, dem Entgegenkommen engagierter Kuenstler und der
Unterstuetzung durch Mitglieder und Spender realisiert werden. Das Sammeln
von Informationen und Materialien, das Betreuen der bereits vorhandenen
Dokumentation im Archiv und in den Datenbanken sowie die rege in Anspruch
genommene Beratungstaetigkeit erfordern immer mehr Zeit. Nachlaesse mussten
aus Raumnot ausgelagert werden, auch ein eigener Raum fuer die Archiv- und
Datenbankbenutzung fehlt. Kontraer zu den gewachsenen Anforderungen ist die
finanzielle Unterstuetzung besonders seitens des Bundes immer muehsamer zu
erlangen und an mehr und mehr Auflagen gebunden. Eine Basisfinanzierung
meint das Kunststaatssekretariat nicht beruecksichtigen zu muessen.
Foerderungen durch die EU, die sich wegen der europaeischen Dimension
unserer Anliegen anbieten, sind nur mit adaequater nationaler Foerderung und
hohem administrativen Aufwand zu erlangen. Durch private Sponsoren konnten
wir zusaetzliche Mittel aufbringen, aber auch zur erfolgreichen
Sponsorakquirierung braucht es eine gesicherte finanzielle Basis. Die Frage
bleibt: Warum hilft hier nicht die oeffentliche Hand? Gibt es hier nicht
eine kollektive Verantwortung?

Weder unsere erfolgreiche Taetigkeit der letzten neuneinhalb Jahre, noch die
wiederholten Darlegungen der Sachlage bei den Subventionsgebern mit ueber
800 Unterstuetzungserklaerungen aus aller Welt (siehe Unterstuetzung) hatten
bisher den angestrebten Erfolg. Immerhin hat die Stadt Wien zuletzt
versprochen, die Subvention bei einer 'Gleichziehung' seitens des Bundes zu
erhoehen. Aber der Bund schweigt bisher.
(Aussendung Orpheus-Trust/gek.)

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Quelle: http://www.orpheustrust.at/aktuelles.php?l=g&t=21

Siehe auch: http://derstandard.at/?url=/?id=2198563



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