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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Juni 2005; 13:44
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Globalisierung/Glosse:

> Arbeitsmarkt und EU

Wie einigen Medien zu entnehmen ist, bezahlt die Slowakei Arbeitslosen die
Bahnfahrt nach Oesterreich, damit diese hier arbeiten koennen. Den darauf
folgenden Aufschrei in Oesterreich versuchte die slowakische Regierung
unverzueglich zu beschwichtigen. Es seien nur einige Tausende, die diesen
Versuch tatsaechlich wagen wuerden. Von einer slowakischen
Ueberschschwemmung des Nachbarlandes koenne ueberhaupt keine Rede sein, denn
das slowakische Volk wuerde sich insgesamt zu Hause sehr wohl fuehlen. Und -
es gelte ja die siebenjaehrige Uebergangsfrist fuer fuer ArbeitnehmerInnen
aus den neuen Beitrittslaendern. Die Gewerkschaften werden allerdings nicht
muede, darauf hinzuweisen, dass die an sich strengen Regeln im
oesterreichischen Arbeitsmarkt ohne Probleme durch Schein-Selbsttaetigkeiten
umgangen werden koennen. Oesterreich ist in der EU - die Slowakei ist in der
EU. Also gilt hier der freie Verkehr von Dienstleitungen und
Unternehmensgruendungen, auch wenn es sich 'nur' um slowakische Bauarbeiter
handelt. Diese werden von der oesterreichischen Firma darauf gedrillt, sich
als Selbstaendige anzumelden und daher auf jeglichen Arbeitnehmerschutz zu
verzichten. Fuer sie gibt es weder Kuendigungsschutz noch irgendeine
Anwendung von Sozialversicherungsrechten. Sie sind selbstaendig, schuften
voellig legal im Lande - und koennen auch ohne irgendeeine Begruendung von
heute auf morgen ihren Arbeitsplatz verlieren.

In einem x-beliebigen Wiener Beisl hoert sich dieser 'Werdegang' der
slowakischen Arbeiter schon ganz anders an: 'Host gheart - de Slowaken
kumman'. Und: 'Die Slowaken schicken ihre Orbeitslosen zu uns, damit de mit
ihren Preisen unsa Lohnneveau zamhauen'. Working Poor's gegen Working Poor's.
Von der Politik verraten? Jedenfalls. 'Von da EU kummt eh nur a Schaass fuer
uns', ist weiters zu hoeren. Gut, ein Beisl. Aber was hoeren und sehen sie
zu Hause in den Journalen? 'Wir werden uns darauf einstellen muessen, die
bisherigen, einfachen Arbeiten in die oestlichen EU-Laender zu verlagern'.
Sinngemaess Herr von Bartenstein. Und - wir in Oesterreich werden kuenftig
hauptsaechlich nur mehr hochtechnologische Segmente errichten und betreuen.
Was, denken sich die heimischen Hackler, geschieht mit unseren Jobs? Die
Beitrittslaender besorgen die bisherigen Arbeiten der Oesterreicher, die
alle ploetzlich Elektrotechnik, Atomphysik oder Aehnliches studieren sollen.
'Wo ist die Verantwortung fuer uns - die einfachen Arbeiter?' Die gibt es
nicht, liebe Freunde. Wir haben bis jetzt das Zepter aus der Hand gegeben
und uns fuer dumm verkaufen lassen. Die Globalisierung ist kein Schmaeh der
Linken, sondern ein aeusserst komfortables Instrumentarium fuer das Kapital.
Frankreich und die Niederlande haben - alle aus verschiedensten Gruenden -
den richtigen Weg gezeigt.
*Fritz Pletzl*



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