**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Juni 2005; 15:47
**********************************************************

Medien/Glosse:

> Die kuschelweiche Glotze

Entgegen meiner sonstigen und vor allem bewaehrten Gewohnheit, mir am
Sonntag genuesslich zuerst den 'Tatort' und nachher den 'Colombo' zu geben,
wollte ich vorige Woche einmal schauen, was sich so bei 'Offen gesagt' alles
tut. Diesmal tat sich einiges - wobei mir vom Wundern bis zum Aergern nur
knappe 50 Min. Zeit blieb. Denn laenger duerfen politische Debatten im ORF
offensichtlich nicht sein. Also: Da sitzen Gruppen von Lehrlingen und
Schuelern dem Wirtschaftsminister Minister Bartenstein und dem
OeGB-Praesidenten Verzetnitsch gegenueber. Das Thema ist hochbrisant, es
geht um die Lehrlingsbeschaeftigung, um die Massnahmen, Lehrplaetze zu
schaffen - und um die derzeit aeusserst geringen Aussichten, ueberhaupt eine
Lehrstelle zu bekommen. Ich war ueber die praezisen Fragestellungen der Kids
ueberaus erfreut, es haetten sich daraus spielend einige spannenden
Diskussionen entwickeln koennen.

Aber da gab' es leider auch die obligate ORF-Lady, deren Job darin bestand,
'nur kane Woelln' aufkommen zu lassen. Sie bremste ab, wo es nur ging, nahm
mehrere hoechst unterschiedliche Fragen zusammen und eilte sofort zum
naechsten Thema, wenn es in der beginnenden Diskussion eine Spur praeziser
wurde. Sie versagte darin, so etwas wie einen roten Faden in der kurzen
Veranstaltung zu entwickeln -- sie plapperte drauflos und wiederholte
sinnlos bereits Gesagtes. Aber ihr Hauptfehler bestand darin, die
auftretenden Gegensaetze zwischen Wirtschaft und Gewerkschaft nicht in die
staendig von ihr unterbrochenen Gespraeche einfliessen zu lassen. So liess
sie natuerlich auch eine aeusserst brisante Anregung eines anwesenden
Kollegen (?) von Verzetnitsch unbeachtet, der den Vorschlag unterbreitete,
die Oeffentliche Hand sollte Lehrplaetze gruenden, wo die Lehrlinge ihre
Ausbildung auch abschliessen koennten. Madame Plappermaul raste unbeachtet
dessen sofort zum naechsten Thema -- und die Geschichte mit der
Oeffentlichen Lehrlingsausbildung war erledigt.

Resuemee: 1.) Es ist den Schuelern und Lehrlingen gegenueber eine Frechheit,
dass sie in 50 min. einfach nur vorgefuehrt, aber in ihren Wuenschen und
Fragestellungen kaum beachtet werden. 2.) Es ist ein Skandal, wenn staendig
politisch brisante Teile von Diskussionen sofort 'beruhigt', 'beschoenigt'
oder 'abgewimmelt' werden. 3.) Wenn wir schon mit einen immer
unverbluemteren schwarzen Rundfunk konfrontiert werden, sollte dieser
wenigstens auf dem Niveau von Gerd Bacher liegen.
*Fritz Pletzl*


***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin