**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. November 2004; 19:20
**********************************************************

Strahlende Zukunft/Kommentar:

> Der erste Tote

Jetzt ist es also passiert: Die Castor-Transporte haben ihr erstes
Todesopfer gefordert. Bei Avricourt in Lothringen kurz vor der deutschen
Grenze ueberrollte ein Zug mit zwoelf Atommuellbehaeltern einen
21-Jaehrigen. Sébastien Briat hatte sich an die Gleise gekettet. Ihm wurden
beide Beine abgefahren und er verblutete.

Seit 1995 gab es immer wieder Blockade-Aktionen gegen die deutschen
Atommuelltransporte und der Einsatz der Taktik des Zivilen Ungehorsams unter
Einsatz des eigenen Koerpers war fast schon so etwas wie Routine. Und jetzt
das! Einige Sicherheitsmassnahmen waren von Seiten der Demonstranten
vernachlaessigt worden, sicher. Dennoch: Lange Zeit galt bei solchen
Aktionen, dass die Polizei zwar bisweilen recht kraeftig zulangt, aber
letztendlich doch sehr darauf bedacht ist, dass niemand dauerhaft zu Schaden
kommt -- schon des eigenen Images wegen.

Mittlerweile duerfte man da aber etwas lockerer vorgehen. In diesem
Zusammenhang ist auch die Aktion letztes Jahr auf der Autobahn bei Aubonne
(Schweiz) zu sehen, bei der ein Polizist einem angeseilten Aktivisten
einfach die Leine kappte und diesen 30 Meter in die Tiefe stuerzen liess --
doch der hatte wenigstens noch so viel Glueck, den Sturz schwerverletzt zu
ueberleben.

Bei Avricourt war der Hubschrauber, der die Strecke ueberwachen sollte,
gerade zum Tanken heimgeflogen. Eine Motorradstreife tauchte erst auf, als
der Zug schon zu nahe war, um noch rechtzeitig bremsen zu koennen.

Es wird wohl nicht Absicht sein, Aktivisten umkommen zu lassen. Niemand will
einen Toten. Die Achtsamkeit der Polizeibehoerden bei solchen Aktionen,
Menschen, die fuer ihre Ueberzeugung defensiv ihre Koerper einsetzen, nicht
einfach draufgehen zu lassen, wird aber geringer.

Und das ist nicht fuer die einzelnen Betroffenen gefaehrlich, sondern auch
fuer die politische Kultur. Damit lautet naemlich die Botschaft: Bei Zivilem
Ungehorsam koennt ihr ums Leben kommen, wir nehmen darauf keine Ruecksicht
mehr.
*Bernhard Redl*


***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der Verantwortung der
VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts
ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
Der akin-pd wird nur als Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den
Verteiler geraten ist, kann den akin-pd per formlosen Mail an
akin.buero@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin