**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Oktober 2004; 17:24
**********************************************************

Justiz/Vollzug/Termin/Demo:

> Der zufaellige Tod eines afrikanischen Gefangenen

Demo gegen die unzumutbaren Zustaende in den Gefaengnissen und gegen den
rassistischen Staatsapparat am 17.10


Am 19. August starb Edwin Ndupu in der Justizanstalt Stein nach einer
Amtshandlung. Die Beamten, die ihn amtsbehandelt haben, werden vermutlich
nicht zur Rechenschaft gezogen werden, denn sie sind Justizwachebeamte und
Edwin ein Haeftling aus Nigeria. Das Justizministerium, das zustaendig
waere, den Fall zu untersuchen, ist ihr Arbeitgeber. Unabhaengige
ExpertInnen werden nicht zugelassen werden.


Edwin hat in Oesterreich keine Verwandten und Freunde und sass in der
Unbeschaeftigtenabteilung in der JA Stein. Die an der Schlaegerei
beteiligten Beamten sind Angehoerige einer speziellen Einheit, die auf Grund
ihrer psychologischen und physiologischen Eigenschaften dazu ausgewaehlt
wurden und ein spezielles Training absolviert hatten. Deeskalation gehoert
scheinbar nicht zum Trainingsprogramm. Angehoerige dieser Einheit fuehrten
im Fruehjahr Razzien im Jugendgefaengnis Gerasdorf und im Frauengefaengnis
in der Schwarzau durch. Edwin sollte in den Keller in eine Korrektionszelle
gebracht werden, die es angeblich gar nicht gibt. So wie das Gurtenbett, von
dem erst kuerzlich Fotos veroeffentlicht wurden, auf denen der vor 2 Jahren
in der Justizanstalt Stein gestorbene Erwin K. zu sehen ist, mit schweren
Gesichtsverletzungen, angeschnallt, tot.


Die Zusammenarbeit von Medizinern und Polizei, die zum Tod eines Afrikaners
fuehrt, weckt unangenehme Erinnerungen an den Tod von Seibane Wague. Immer
wenn AfrikanerInnen sterben, haben sie angeblich getobt, waren angeblich
aggressiv, drogenabhaengig und herzkrank.


Wieder ist ein Mensch in Folge einer Amtshandlung gestorben und alles ist
Schweigen. Die Gefangenen haben Angst, weil sie weitere Repressionen zu
befuerchten haben. Das sind die Folgen einer Politik der Eskalation in den
oesterreichischen Gefaengnissen. Edwins Tod wird fuer die
Budgetverhandlungen der Frau Miklautsch und das Weiterdrehen der Spirale der
Eskalation instrumentalisiert. Sind wirklich Elektroschocker fuer immer mehr
Justizbeamte die Loesung? Braucht die Gesellschaft wirklich mehr Haeftlinge,
mehr Gefaengnisse?


Nach Ahmed F., Marcus Omofuma, Richard Ibekwe, Seibane Wague und anderen
stellt Edwin Ndupu nur mehr einen weiteren Fall in der Statistik dar, hinter
der die persoenliche Geschichte eines Menschen verschwindet. Aber die
Beamten, mit denen Edwin Ndupu vor seinem Tod zu tun hatte, wurden nun im
September 2004 von Justizministerin Miklautsch zusammen mit Anstaltsleiter
Nowak und dem ebenfalls beteiligten Kommandanten Schaeffel ins
Justizministerium eingeladen. Die Ministerin sprach den Beamten ihre
Verbundenheit und Anerkennung fuer ihren Einsatz, der ihrer Meinung nach
mutig gewesen war aus. Nicht thematisiert wurde von der Ministerin der
Umstand, dass bis jetzt nicht geklaert ist, unter welchen Umstaenden Edwin
Ndupu wirklich gestorben ist.

DEMO

Am 17. Oktober findet deshalb um 13:30 eine Demonstration vom Friedhof in
Krems / Donau (Wienerstrasse 87 Tor 2 3500 Krems / Donau) zur Justizanstalt
Stein (Steiner Landstrasse 4 3500 Krems / Donau) statt.
Mitfahrgelegenheit & Treffpunkt fuer den Demobus (Hin- & Rueckfahrt):
Sonntag 17. Oktober 11:30 vor dem Franz-Josefs-Bahnhof (Julius Tandlerplatz
3 1090 Wien)
Reservierung fuer den Bus bitte Donnerstag 14. Oktober 14:00 - 18:00 unter
01 523 64 75 oder schaufel@utanet.at

Quelle u.a.: http://no-racism.net/article/925/


--------


> Eine kleine Bemerkung der Redakteurin, ihr Unbehagen betreffend:

In den Textgrundlagen, aus denen der obige Artikel zusammengebastelt wurde,
steht immer wieder "Edwin ....", also nur der Vorname, so als handle es sich
bei dem Toten um einen persoenlichen Freund des Autors oder der Autorin. Was
er aber - wie ich glaube - nicht war. Wie mit Herrn Edwin Ndupu im
Gefaengnis umgegangen worden war, ist zweifellos nicht in Ordnung . Ueber
den Sinn von Haftstrafen kann und soll diskutiert werden. Aber die Tatsache,
dass Edwin Ndupu ein Opfer des herrschenden Systems wurde, sollte nicht dazu
dienen, ihn zu vereinnahmen und zu umarmen. Diese Vereinnahmung ist
ebenfalls eine Grenzueberschreitung, gegen die sich das Opfer nicht wehren
kann. Es gilt, zwei Dinge auseinander zu halten: Das Verhalten der
Justizwachebeamten, das Empoerung provoziert - und die Solidaritaet mit den
Opfern. Von diesen beiden Gefuehlen sollte der Verstand nicht ueberwaeltigt
werden. Edwin Ndupu hat ein Recht auf anstaendige Behandlung - er hat aber
auch das Recht, nicht vereinnahmt zu werden und Herr Edwin Ndupu zu bleiben,
bis er uns und wir ihn besser kennen. Leider hat er und haben wir dazu keine
Moeglichkeit mehr.
*Ilse Grusch*





*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin