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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 29. Juni 2004; 03:14
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Russland:

> Rassismusexperte ermordet

Als der Ethnologe Nikolaj Girenko am Samstagmittag nach einem Klingeln durch
den Tuergucker schaute, zerfetzten sieben Gewehrkugeln die Holztuer. Ein
Geschoss traf den 64-Jaehrigen toedlich. Girenko hatte sich als
Sachverstaendiger in Neonazi- und Skinheadprozessen einen Namen gemacht.
Fuer Freunde und Bekannte des Wissenschaftlers steht fest, dass die Spur zu
den St. Petersburger Rechtsextremen fuehrt. Girenko, der mehrmals vor der
Zunahme rassistischer Ueberfaelle warnte, hatte unter anderem ein Gutachten
ueber die Gruppe «Schultz-88» verfasst, der Ueberfalle auf AuslaenderInnen
zur Last gelegt werden, darunter die Toetung der neunjaehrigen Tochter eines
tadschikischen Markthaendlers im Februar.

Der Wissenschaftler schrieb ausserdem ein Gutachten zur Kunstausstellung
«Achtung Religion!» im Moskauer Sacharow-Zentrum, die letztes Jahr von
russisch-orthodoxen Eiferern zerstoert worden war. Auf der Anklagebank
sitzen nun aber nicht etwa die Taeter, sondern die Organisatoren der
Ausstellung - wegen Anstachelung zu religioesem Hass. Die Anklage stuetzt
sich auf zum Teil haarstraeubende - Expertisen ueber die angeblich
gotteslaesterlichen Kunstwerke. Girenko hingegen wies in seinem Gutachten
nach, dass die Gefuehle der Glaeubigen durch die Ausstellung nicht verletzt
wurden.

Die Faelle auslaenderfeindlicher Gewalt in Russland haeufen sich. Bereits im
September letzten Jahres toeteten Skinheads bei St. Petersburg zwei
tadschikische Maedchen. Einer der Verhafteten erklaerte, er wollte das Land
«von Zigeunern saeubern». Im Februar toeteten drei Jugendliche im
suedrussischen Woronesch einen Medizinstudenten aus Guinea-Bissau mit
Messerstichen. Hunderte auslaendische Studentinnen boykottierten daraufhin
tagelang die Vorlesungen und forderten schaerfere Sicherheits-vorkehrungen.

Nach offiziellen Angaben gibt es zurzeit 50000 rechtsextreme Skinheads in
Russland. Prozesse wegen Skinheadterror enden meist mit Freispruechen oder
Bewaehrungsstrafen. Die russischen Behoerden verharmlosen die Taten
ueblicherweise als «Rowdytum». (Ulrich Heyden, WoZ, 26/2004)





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