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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 6. April 2004; 15:03
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Gruene/Alternative/Jugend/Debatte:

> Kritik aushalten!

Auch ich will natuerlich meinen Senf zu der gruenen Diskussion geben. Die
Diskussion um die Alternative Jugend der Gruenen erinnert an alte Zeiten, so
vor rund 20 Jahren, als es noch eine Alternative Liste Wien gab. Anscheinend
hat sich nichts geaendert. Die zehn Punkte von Karl Oellinger erinnern mich
an die verkrampftesten und verstocktesten Statutendiskussionen meines
Lebens.

Man muss fragen: Was bitte, ist denn so schlimm daran, wenn es verschiedene
Meinungen gibt? Haben die Gruenen, die einmal fuer Basisdemokratie
eingetreten sind, ueberhaupt einen blassen Schimmer, was das bedeutet:
"Demokratie" bzw. "Meinungsfreiheit"? Wieso koennen gerade die Gruenen mit
ihren inneren Widerspruechen nicht umgehen? Und ich frage weiter: Wie
oesterreichisch sind die Gruenen? In meinen Augen hat naemlich die
Unfaehigkeit, mit verschiedenen Meinungen umzugehen, etwas mit
oesterreichischer "Mentalitaet" zu tun, wo jede(r) glaubt, dass er/sie ja so
viel gscheiter ist als der/die Andere.

Lasst doch die Renate austreten. Wenn sie genug hat: Ist das nicht ihr
Kaffee? Wozu muss da jetzt der halbe Wiener Vorstand in Traenen ausbrechen?

Bei den Gruenen gibt es anscheinend nur zwei Arten von Gruenen: Die, die
ausgetreten sind und die, die insgeheim daran denken, auszutreten, die aber
diejenigen, die tatsaechlich ausgetreten sind, wieder zum Eintreten bewegen
oder vom tatsaechlichen Austreten unbedingt abhalten wollen.

Wieso muss man/frau ueberhaupt aus den Gruenen austreten? So schlecht sind
sie nicht! Auch wenn man mit der derzeitigen Fuehrung nicht in jeder
Hinsicht einer Meinung ist, koennte man trotzdem Beschluesse solidarisch
mittragen. Solange sich die Fuehrung an die gruenen Grundsaetze haelt, ist
es doch gut, oder? Nach einer ausfuehrlichen Diskussion unter der Basis
sollte jedem Fuer und Wider von Beschluessen klar sein. Wer damit nicht
einverstanden ist, kann ja jederzeit dagegen Stellung nehmen. Dieses Recht
steht sogar in der Bundesverfassung! Doch bei den Gruenen gibt es jede Menge
Leute, die selbst besser wissen, was das Richtige ist und diese Meinung
allen anderen Gruenen aufzwingen wollen, sonst muss man austreten.

So wird es wohl sein: Wenn es Leute gibt, die Entscheidungen faellen und
andere, die jederzeit versuchen, Entscheidungen anzuzweifeln, dann laehmt
das natuerlich. Wenn es Beschluesse gibt, die andere dauernd neu
beschliessen wollen, dann wird es eine Karikatur einer gruenen Partei! Das
ist so aehnlich, wie wenn ich beschliesse spazieren zu gehen und dann im
Stiegenhaus darueber nachdenke ob ich das noch einmal beschliessen sollte.

Dass die Gruenen ihrer Jugend das Geld vorenthalten wollen, weil die gerne
Haschisch raucht, ist geradezu laecherlich! Fuer die Legalisierung von
Haschisch gibt es jede Menge gute soziale, wirtschaftliche und vor allem
kriminalpolizeiliche Gruende. Mit so einer Forderung sollte man in einen
Wahlkampf gehen! Es gibt mehrere europaeische Staaten, wo das
Haschischrauchen legal ist! Und deshalb wollen die Gruenen ihrer Jugend die
Finanzen streichen? Also geht es noch duemmer?

Nun, ich glaube, das Grundproblem der Gruenen (und vieler
Oesterreicher/innen) ist klar: Sie vertragen einfach keine Kritik. Tretet
nicht aus, sondern werdet endlich kritikfaehig! Diese Kritik betrifft
gleichermassen Kritiker wie Kritisierte. Lernt intelligent zu kritisieren.
Und lernt Kritik auszuhalten!
*Thomas Herzel (gek.)

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> "Kleineres Uebel"

Sehr geehrte Mitglieder einer nicht einmal "ganz normalen Partei"!

Weniger gewundert aber umso mehr geaergert hat es mich, dass die Gruenen
mittlerweile mit einem solchen Hass auf ihre Jugendorganisation agieren,
dass sie Bundesgelder der oeffentlichen Hand lieber an JVP, SJ und RFJ
ausgeschuettet sehen, als der GAJ eine Anerkennung als Jugendorganisation
der Bundesgruenen zuzugestehen.

Ich habe vor Jahren, 1993 glaub ich war es, die Vorarlberger
Landesorganisation der GAJ gegruendet und war spaeter von 1995 bis 1997 noch
in der Wiener GAJ aktiv, ein Jahr davon als erster Bundeskoordinator der
damaligen Bundesorganisation, die anscheinend von einiger Zeit aufgeloest
wurde. Meine Fehleinschaetzung war, dass zumindest mit Teilen der Gruenen
noch eine fortschrittliche Politik zu machen waere. Ich - und viele damalige
AktivistInnen der GAJ - hatten hunderte Stunden an Gratisarbeit in Projekte
der GAJ gesteckt. Aus heutiger Sicht war dies vielleicht ein Fehler.

Ich kann nicht, wie Renate Sassmann, eine Partei verlassen, die ich schon
vor Jahren verlassen habe. Allerdings kann ich hiermit kundtun, dass es
einen Grund mehr gibt, endlich das Waehlen des "kleineren Uebels" zu
unterlassen.
*Thomas Schmidinger*



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