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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. Maerz 2004; 17:12
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Gruene/Alternative/Jugend/Debatte:

>Die 10 Punkte eines Parteibuerokraten
>oder Das andere Gesicht des Karl Oellinger

"Er antwortete prompt", wird in der akin ueber den gruenen Abgeordneten Karl
Oellinger geschrieben. Und das ist eine Qualitaet des Karl, immer, wenn er
angesprochen wird, zugaenglich und offen zu sein. Aber er kann auch bestimmt
und sehr beharrlich sein, so z. B. loeblicher Weise bei den schwarz-gruenen
Koalitionsverhandlungen, als er auch seine gruenen MitverhandlerInnen durch
seine Beharrlichkeit in Sachen gruener Pensionsreform-Positionen genervt
hatte.

Jetzt war er von der akin befragt worden, was er zu dem
Nichtunterstuetzungsbeschluss (=disziplinierende Unterschriftsverweigerung)
der gruenen Parteispitze in Bezug auf eine finanzielle Foerderung der
gruenalternativen Jugend als eine vom Bundesvorstand ungeliebte gruene
Teilorganisation (Siehe hierzu "Wie gruen ist die Partei ihrer Jugend?",
akin v. 23. 3.) sagt?

Ich war ueber die zwar prompte, aber inhaltlich grausliche Antwort unseres
gruenen Parlamentsabgeordneten, Sozialsprechers, Klubobmann-Stellvertreters
und Bundesvorstandsmitglieds Oellinger empoert bis entsetzt. Und ich wollte
zunaechst auf all seine, sich auf Statuten, Parteibeschluesse und Prinzipien
berufende 10 Punkte eingehen und ihm aus meiner Sicht eine saftige Antwort
geben. Doch schnell ist mir dann klar geworden, dass ich eigentlich
keinerlei sinnvolle Argumentationsbasis gegenueber Karl, mit dem ich mich
seit vielen Jahren peripher - wenn auch in letzter Zeit durch seinen
Schlingerkurs als gruener SeniorenInnensprecher belastet - befreundet
fuehlte, mehr habe. Und so reduziere ich meine Antwort auf eine persoenliche
Frage: Wie, lieber Karl, hast du dich, nachdem deine Ausfuehrungen im akin
erschienen sind, gefuehlt, als du dich, vielleicht beim Abrasieren deines
smarten Drei-, Viertagebartes im Spiegel angeschaut hattest? Hast du die
leichten Apparatschikecken bei deinen Mundwinkeln gesehen? Die noch nicht
ausgewachsene, aber doch schon unuebersehbare Parteibuerokratenrunzeln? Ist
dir dein leicht verschleierter Multi-Machtblick aufgefallen? Hast du die
zarten Fettpoelster eines Schonzulangeabgeordneten in deinem Gesicht
bemerkt? Positiv auch fuer mich ist, dass du ja hoffentlich und nicht
zuletzt im Sinne deiner politischen Gesichtspflege, 2006 nicht wieder
aufgestellt, dann nach vier oder acht Jahren normaler Gehaltstaetigkeit -
wir hatten ja, als die Gruenen noch eine Alternative sein wollten, die
Rotation oder zumindest eine Abgehobenheit vermeidendes, zeitlich enger
begrenztes Mandat sowie auch eine Unvereinbarkeit von Parteifunktion und
Mandat - politisch erfrischt als noch kompetenterer Sozialsprecher ins
Parlament zurueckkehren kannst.

P.S.: Eigentlich wollte ich Karl an diesem Wochenende in einem Brief um eine
Vermittlung in dieser Sache mit der Unterschriftsverweigerung bitten. Hatte
er doch durch einen Parteiausschluss Ende der 70er-Jahre als Salzburger
VSStOe-Vorsitzender erfahren muessen, wie ein unduldsamer Parteiboss mit
einer unbotmaessigen Jugendorganisation verfaehrt.

Doch das scheint er jetzt als ein gruener Obermacher vergessen zu haben,
sonst koennte er nicht so geantwortet haben.

Jetzt bleibt mir nur als Sprecher einer ebenfalls vom Bundesvorstand wenig
geschaetzten Vorfeldorganisation (Die Gruenen SeniorInnen), meine Stimme
dahingehend zu erheben, dass der gruene Bundesvorstand in Wahrung der
notwendigen Autonomie der gruenalternativen Jugend seinen kleinlichen
Nichtunterstuetzungsbeschluss rueckgaengig macht und der grosse Vorsitzende
van der Bellen noch vor dem 1. April die notwendige Unterschrift leistet.

PP.S.: Nicht betonen muss ich, dass mich Renates Austritt tief traurig
macht. Liebe Renate, durch deinen Parteiaustritt wird die Gruene Alternative
wiederum ein Stueckchen trister. Das kannst du doch nicht wollen! Wie dich
gibt es nur noch wenige in dieser Partei, Oellingers und noch viel Aergere
dagegen haben wir genug!
*Dieter Schrage*




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