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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. Maerz 2004; 05:50
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Australien:

> Geld macht Zensur

Sekte gemeinsam mit Justiz gegen Pressefreiheit

Im August 2002 schrieb der australische Journalist John Macgregor einen
laengeren Artikel ueber die Sekte "Elan Vital" des Indischen Guru Maharaji,
der unter vielen anderen "Geschaeften" auch in Ipswich, Queensland, das
grosse "Ivory Rock Conference Centre" (IRCC) betreibt. Macgregor's Artikel,
der im "Good Weekend", der Wochenend-Beilage des Sydney Morning Herald und
des Melbourne Age erschien, analysierte die Sekte und den Guru von innen -
er war viele Jahre lang Mitglied gewesen. Er spottete ueber sich selbst und
fragte : "Wie konnten wir nur dieser Hirnwaesche ueber den "inneren Frieden"
damals glauben ?" Mit dieser Kritik konnte der Kult noch leben. Was
Macgregor aber die besondere Feindschaft des Maharaji und seiner religioesen
Sekte zuzog, war, dass er auch die multimillionenschweren Geschaefte des
Kultes durchleuchtete: Die steuerfreien "Gaben" der "Elan Vital"-Glaeubigen
flossen, (und fliessen weiter!) - so Macgregor - zwar auch in die religioese
Arbeit des Queensland IRCC Centers, aber viel mehr davon gelangte ueber
verzwickte, versteckte, Wege zu einer "Myrine Investment Ltd.", eingetragen
auf der Kanal-Insel Jersey. Dortige Gesetze tragen kaum zu der "Transparenz"
solcher Gesellschaften bei, aber es sei unbestreitbar, dass sich die Firma
zumindest zum Teil im Besitz des einst aus Indien stammenden Sektenchefs
Guru Maharaji befindet.

Vierzehn Monate spaeter, im Oktober 2003, tauchten einige Herren im
Urlaubsort Macgregors auf, die seinen Laptop zu untersuchen beabsichtigten;
er verweigerte dies. Das erwies sich im Nachhinein als ein teurer Fehler.
Diese Personen handelten in der Tat gleichzeitig im Auftrag der Maharaji
Sekte und des Obersten Gerichts von Queensland, wo die Maharajis sich
beklagt hatten, Macgregor besitze illegal interne Dokumente der Sekte. Daher
sei die Untersuchung seines Laptops rechtmaessig gewesen und seine Weigerung
strafbar (2000 Aus$ Strafe wegen Missachtung des Gerichts;1 Aus$ sind etwa
61 Euro-Cent). Die von der Sekte beanspruchten Dokumente wurden bei einer
gerichtlichen Untersuchung nicht gefunden.

Jetzt aber kam der Hammer: Das Gericht ordnete an, dass weder Macgregor noch
sein Anwalt das Recht haette, ueber diese Sache zu berichten. Totale
Schweigepflicht. Fuer einen Journalisten: existenzgefaehrdend. Erst vier
Monate spaeter, wurde dieser richterliche Befehl aufgehoben. Noch dazu wurde
Macgregor aufgefordert, die Kosten, die der Sekte durch jahrelange
Bespitzelung seiner Aufdeckungsarbeit entstanden sind, zu ersetzen. Zuerst
war von Aus$ 58.000, jetzt von fast hunderttausend Dollar die Rede.

Die Maharaji Sekte jubelt ueber diesen Bestrafung ihrer Gegner und die
Kriminalisierung von investigativem Journalismus ueber die Sekte. Macgregor
geht in Berufung, aber er befuerchtet, dass die Sekte versucht, ihn in den
Bankrott zu treiben, da sie fuer die Rechtswege viel mehr Geld hat.
*Max Watts, Annandale, Australien*



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