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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. Februar 2004; 18:55
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Das Letzte:

> Emanzipation neu interpretiert

Neulich gefunden auf wienweb.at:

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Pille vergessen, Kondom gerissen... das kann jedem einmal passieren. So auch
der 20-jaehrigen M. aus Wien. Sie wollte kein Risiko eingehen und fuhr ins
Allgemeine Krankenhaus (AKH), um sich die "Pille danach" verschreiben zu
lassen. Es war nach 22 Uhr. Dort sagte ihr die Aerztin, sie wuerde wegen
ethischer Bedenken kein Rezept ausstellen.

In einer Stellungnahme der Abteilung fuer Gynaekologie und Geburtshilfe wird
das dementiert; es gebe nur zwei Aerzte, die die "Pille danach" aus
ethischen Gruenden nicht verschreiben wuerden, diese machten aber keinen
Dienst in der Notfall-Ambulanz. Nach 22 Uhr wuerden die Frauen allerdings
auf den Morgendienst verwiesen. Aus der Semmelweis-Klinik wurde bestaetigt,
dass in der Nacht immer wieder Frauen zu ihnen kaemen, die man am AKH wegen
"ethischer Bedenken" weggeschickt habe. An der Semmelweis-Klinik erhaelt man
das Rezept rund um die Uhr. Dort erhielt schliesslich auch Frau M. ihr
Rezept.

Aerztekammer-Praesident Walter Dorner nahm in einem Interview dazu Stellung:

wienweb: Darf ein Arzt eine Behandlung bzw. das Verschreiben eines
Medikamentes verweigern?

Dorner: Ja, wenn es sich um keine lebenswichtigen Behandlungen handelt oder
der Arzt keine medizinische Indikation sieht. Oder er andere medizinische
Bedenken hat.

wienweb: Und im Konkreten bei der "Pille danach"?

Dorner: Sie dient ja keinen lebenswichtigen Funktionen. Deshalb muss der
Arzt sie auch nicht verschreiben. Sie dient rein dem Vergnuegen und Spass.
Es waere ja Erpressung, wenn man einen Arzt zwingen koennte, ein Rezept
auszustellen. Ausserdem kann ich auch verweigern, ein Rezept fuer Supradyn
auszustellen, wenn ich glaube, dass die Patientin dadurch Bauchschmerzen
bekommt.

wienweb: Eine junge Frau wurde in der Nacht vom AKH abgewiesen. Die Aerztin
wollte ihr kein Rezept fuer die "Pille danach" wegen ethischen Bedenken
ausstellen. Halten Sie es fuer bedenklich, dass man damit den Zeitpunkt der
Einnahme hinauszoegert?

Dorner: Die Ueberlegung kommt hier grundsaetzlich schon zu spaet. Man weiss
schliesslich schon vorher, dass man Geschlechtsverkehr haben wird und sollte
da schon vorsorgen. Und wenn das Maedchen dann tatsaechlich schwanger werden
sollte, dann ist es auch nicht so tragisch. Denn unsere heutige Gesellschaft
sollte so emanzipiert sein, dass sie dieses Maedchen aufnimmt, nicht schief
ansieht und sie wieder in den Arbeitsprozess eingliedert und so weiter. Denn
wir haben hoffentlich die Gesellschaft des 19.Jahrhunderts ueberwunden. Man
sollte auch diese Aerztin wegen ihrer ethischen Prinzipien nicht
verurteilen. Schliesslich werden auch innerhalb der ersten 12 Stunden noch
ca. fuenf Prozent der Maedchen schwanger. Und hier koennten dann
Komplikationen wie schwerste Behinderungen des Embryos auftreten.
(stark gekuerzt)



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