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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. November 2003; 16:54
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Das Letzte:

> Ein Herz fuer die Kripo

Ermittlungen nach Goeteborg -- Die Berliner Polizei bittet um Mithilfe

Liebe Berlinerinnen, liebe Berliner, die Kriminalpolizei bittet um Ihre
Mithilfe: Es werden dringend Beschuldigte gesucht. Erforderliche Merkmale:
20 bis 30 Jahre alt, deutsche Staatsbuergerschaft, Wohnsitz in Berlin. Das
genuegt schon. Um alles andere kuemmert sich die zustaendige Abteilung 5.3
des Staatsschutzes. Denn sie fahndet mit Nachdruck nach Personen, die sich
im Juni 2001 an den Ausschreitungen im schwedischen Goeteborg beteiligt
haben koennten. Bei Protesten gegen den EU-Gipfel kam es damals zu
Krawallen.

Die Beschuldigten muessen uebrigens nicht einmal etwas mit der
globalisierungskritischen Bewegung zu tun haben. Gerne koennen sie auch
ueber ein Alibi fuer den entsprechenden Zeitraum verfuegen. Die
Kriminalpolizei freut sich trotzdem ueber jeden Namen. Falls Sie sich nicht
sicher sind, wer angesprochen ist, hier ein Beispiel: Der junge Berliner
Sebastian H. (Name geaendert) ist weder vorbestraft, noch hat er etwas mit
der Antiglobalisierungsbewegung zu tun. Als die Krawalle in Goeteborg
stattfanden, war der damalige Gymnasiast brav in der Schule, um den Termin
fuer seine muendliche Abiturpruefung zu erfahren. Egal, denn Alter,
Staatsangehoerigkeit und Wohnsitz entsprechen den oben angefuehrten
Kriterien. Also wurde Sebastian H. Anfang November ganz unkonventionell
geweckt. »Aufwachen! Polizei!«, hiess es morgens um halb sieben. Mit
gezogener Waffe stand ein Beamter der Kripo neben seinem Bett. Die
Wohnungstuer hatte die von einer halben Hundertschaft der
Bereitschaftspolizei unterstuetzt Kripo-Einheit zuvor aufgetreten. Bei dem
Grosseinsatz sollten Kleidungsstuecke gefunden werden, die Sebastian H. in
Goeteborg getragen haben koennte, waere er jemals dort gewesen: ein helle
Baseball-Kappe, eine helle Jacke, Handschuhe, karierte Schuhe und eine
dunkle Hose. Die fleissigen Kriminalbeamten hatten Erfolg; eine dunkle Jeans
wurde beschlagnahmt. Mehr relevante Kleidungsstuecke fanden die Beamten
nicht. Dafuer nahmen sie Sebastian H. seinen Computer weg, wie auch
persoenliche Aufzeichnungen, Videos, Musik-CDs und sein Handy.

»Als einzigen Beweis hat die Polizei Videoaufnahmen von der schwedischen
Polizei, wo sie mich zweifelsfrei erkennen wollen«, sagt Sebastian H. Dabei
habe er »noch nie an solchen Protesten teilgenommen«. Und er kann es sogar
beweisen: Zeugen bestaetigen, er sei am fraglichen Tag, dem 15.Juni 2001, in
der Schule gewesen. Dazu gibt es ein Schreiben seiner damaligen Schule.
Ausserdem hat Sebastian H. am vermeintlichen Tag der Tat Geld von seinem
Konto abgehoben - in Berlin.

Doch Fakten sind nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die eigens zur
Verfolgung von Globalisierungskritikern gegruendete Abteilung 5.3 der Kripo
endlich ein paar Beschuldigte aufweisen kann. So lief es auch im Fall der
28jaehrigen Sabine M. (Name geaendert). Ebenfalls beschuldigt, in Goeteborg
randaliert zu haben, wurde sie Mitte vergangener Woche von einem Berliner
Gericht freigesprochen. Sogar die Staatsanwaltschaft sah in
en »Indizien« der Kripo keinerlei Beweise gegen Sabine M. Die
Kriminalpolizei bittet daher um Ihre Mithilfe: Wer beschuldigt werden
moechte, melde sich bitte bei der Abteilung 5.3 unter der Berliner
Telefonnummer: 466 43 76 53

*ali cante, aus: jungle world 19.11.03*


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