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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. November 2003; 20:58
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Antisemitismus/Debatte:

B.Redl, hatte in "Aufhoeren!" (akin 28/03, akin-pd 11.11.2003) ein Ende des
gegenseitigen Zerfleischens der Wiener Linken im Zusammenhang mit
Israel-Palaestina-Debatte gefordert.

> mei ruah will i ham

redl weiss, was linke wuenschen: oekoli und sedunia sollen die schnauze
halten, weil sie ohnehin nur mehr "die eigene heroisierung betreiben". das
ist dem mainstream laestig. gut, ein bissl streiten ueber "bedeutung und
rechtmaessigkeit von israelischen und palaestinensischen gewalttaten" muss
man schon, das ist "seit ewigen zeiten" so eingefuehrt, und ehrwuerdige
traditionen akzeptiert man doch, irgendwie. vor allem, weil es fuer
berufskommentatoren sowieso selbstschaedigend waere, irgendein thema, zu dem
senf abgeliefert werden kann, einfach fallen zu lassen. aber "eskalationen",
die "nicht mehr diskutabel sind" - pfui. aufhoeren. oder nein: aufhoeren!
ein rufzeichen, einen befehl laesst sich auch im indiskutablen noch
unterbringen. redl setzt da also zwei dinge gleich, die oekoli hat eine
gedenkkundgebung instrumentalisiert, um zu solidaritaet mit sharon
aufzurufen, sedunia hat vorhersehbarerweise dagegen protestiert...

moment.

da ist was verrutscht.

die oekoli hat keineswegs zu solidaritaet mit sharon aufgerufen, sie hat
eine kundgebung mitorganisiert, an der auch etliche juedische organisationen
beteiligt waren, eine gedenkkundgebung zum novemberpogrom, und da wurde
"solidaritaet mit israel" gefordert, unter anderem. und das fuehrt, nach
redls meinung (und ich denke, da spricht er fuer einige), in "absehbarer
folge" zu stoerungen?

geht's noch?

wenn sie so provozieren, die juden, dann brauchen sie sich nicht zu wundern?
ist das noch irgendwo vorhanden, was "solidaritaet mit israel", also das
bekenntnis zum existenzrecht eines juedischen staates, fuer ueberlebende der
shoa heisst? das duerfen sie also in wien nicht mehr sagen, dass sie es
begruessen, dass es einen staat gibt, der sie aufnimmt, wenn der
antisemitismus wieder bedrohliche formen annimmt? weil es "absehbar" ist,
also irgendwie natuerlich, dass dann gestoert wird? bzw, in redls diktion,
eine "gegenkundgebung veranstaltet" wird. klar, das ist eine ganz harmlose
"gegenkundgebung", wenn 10 leute in wien eine enge gasse, in der des
novemberpogroms gedacht wird, mit megaphon, fahnen und sprechchoeren zu
stuermen versuchen. so wie die gegenkundgebungen, die die SA damals gegen
provozierende linke veranstaltet hat, nicht?

es ist ein bitteres zeichen von verrohung und verwahrlosung einer debatte,
wenn saemtlichen ueblichen verdaechtigen, von aik ueber al und kulturverein
kanafani bis zu sogar irgendwie dem ast einsichtig ist, dass sie sich von
einem wahnsinn wie dem, den sich die sedunia am 9. november 2003 in wien
geleistet hat, distanzieren muessen, ein sonst aber eher wenig radikaler
dampfplauderer wie redl aber in der akin einen dermassen skandaloesen
kommentar veroeffentlichen kann. was die distanzierungen wert sind, wird man
sehen: ob nur den webspace, auf dem sie liegen, oder ob auch tatsaechlich
konsequenzen in abgrenzung zu antisemitischen islamistischen umtrieben
folgen. der akin kann nur geraten werden, die interne antisemitismusdebatte
keineswegs zu beenden, sondern im gegenteil zu forcieren, damit diese
entgleisung eine einmalige bleibt.
*claudia volgger*



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