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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 3. Juni 2003; 22:26
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Initiativen/Termine:

> Herumgestanden!

F13 - Die ganze Stadt ist Buehne

"§ 78 StVO. Verhalten auf Gehsteigen und Gehwegen in Ortsgebieten Auf
Gehsteigen und Gehwegen in Ortsgebieten ist verboten: (...)
c) den Fussgaengerverkehr insbesondere durch den Verkauf oder die Verteilung
von Programmen oder Eintrittskarten vor Theatern und Vergnuegungsstaetten,
durch das Verstellen des Weges, durch das Tragen von Reklametafeln sowie
durch den Verkauf von Druckschriften, durch das Mitfuehren von Tieren oder
durch unbegruendetes Stehenbleiben zu behindern."

Dieser Paragraph wird von der Wiener Polizei seit ein paar Monaten
flaechendeckend gegen jene Menschen eingesetzt, die nach Ansicht von
Bezirkskaisern, FP-Politikern sowie kleinformatigen Tageszeitungen den
oeffentlichen Raum verunzieren und denen bislang anders nicht beizukommen
war. Die Strassenzeitung "Augustin" startete daraufhin eine grosse Kampagne,
um die Oeffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass man in dieser Stadt
schon fuer das blosse Herumstehen Strafe zahlen soll.

Da kommt der 13.Juni gerade recht. Dieser ist ein Freitag und damit einer
dieser Tage, an denen vom Augustin zur Aktion aufgerufen wird. Doch diesmal
ist es schon ziemlich deutlich, dass sich "F13" immer mehr von einem
Augustin-Aktionstag zu einem allgemeinen dadaistischen Event entwickelt. Und
der heurige Event steht allen Anschein nach unter dem Motto:
"Herumgestanden! oder die Rueckeroberung des oeffentlichen Raumes".

Die vom Augustin aufgestellten Regeln dafuer sind lediglich:

"1. Jede(r) ist zu einem F13-Beitrag eingeladen. Es gibt keine zentrale
F13-Organisation. Jede Gruppe verwirklicht ihre Idee autonom und kann sich
des F13 Labels bedienen. Ob die teilnehmenden Gruppen ihre Actions
polizeilich anmelden, ist ihre Sache.
2. F13 ein Tag der kuenstlerischen und sozialen Aktionen, jede Seite
gebraucht ihre eigene Aktions-"Sprache".
3. Selbstorganisation bzw. Mitwirkung der von sozialer Ausgrenzung
Betroffenen muss ermoeglicht und angestrebt werden."

Und das alles ist geplant am 13.Juni (zumindest was bis jetzt bekannt ist
und man auch vorher veroeffentlichen kann):


*11 % K.Theater spielt unbegruendet
Die Theatertruppe der AUGUSTIN-KolporteurInnen weist mit ihrer
Strassenperformance auf die bisher absurdeste Form der Bekaempfung von
Randgruppen durch Exekutive und konservative Politiker hin, auf die
missbraeuchliche Anwendung des § 78 der Strassenverkehrsordnung
("unbegruendetes Stehenbleiben") gegen Obdachlose, Junkies und Alkoholiker.
Ab 13.00 Uhr am Bundeslaenderplatz (Mariahilferstrasse, gegenueber
Generalicenter)
Ab 15.00 Uhr in der Karlsplatz-Passage (Rondo)

*Begruendetes Denken gegen unbegruendetes Gesetz
Eine gemeinsame Aktion der Kuenstlergruppen United Aliens und ohnEmacht. Wie
Anwaelte werden die TeilnehmerInnen Woerter und Passagen aus Gesetzestexten
(indem Fall §78 StVO - "unbegruendetes Stehenbleiben") aus- und verlegen.
Aber im Gegenteil zu Anwaelten dienen sie nicht der zahlungskraeftigen
Elite, sondern solidarisieren sich mit jenen, die durch ihren Mangel an Geld
aus den meisten Bereichen des Lebens ausgeschlossen werden, indem sie die
Ueberfluessigkeit und Ungerechtigkeit des Gesetzes anklagen und aufzeigen.
Ab 14.00 Uhr, Kaerntnerstrasse

*Projekt Oeffentliches Verkehrszimmer
Wir machen die Strassenbahn zum Wohnzimmer, lautet das Motto dieser
Strassenbahnaktion. Die Forderung: Das oeffentliche Verkehrsmittel muss als
oeffentlicher Raum akzeptiert werden - Strassenbahn fuer alle.
Logischerweise setzt das den Nulltarif voraus.
Veganes Fruehstueck in der Bim!
Treffpunkte: 10.30 Uhr, Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/ Tuer 59 oder
11.00 Uhr Strassenbahnstation Lange Gasse/ Alserstrasse.
Kontakt: rotkraut@gmx.at

*"Zitate im Sonderangebot"
Der F13-Beitrag der ARGE Randkunst: eine Lesung in der U-Bahn. Verwendet
werden Artikel zur Arbeitsmarktsituation aus dem U-Express, versetzt mit
heissen Zitaten "unserer" PolitikerInnen. Dauer einer Lesung ca. 20 Minuten,
wird in allen U-Bahnlinien wiederholt.
Treffpunkt: 13.00 Uhr, U 3-Station Westbahnhof
Kontakt: 0664-47 55 863 oder schoiswohl_m@hotmail.com

*Subversiver Babyboom im Untergrund - grenzenloses Gratisfahren im
Kinderwagen (in rosa und hellblau)
Immer noch gibt es fuer Obdachlose, SozialhilfeempfaengerInnen und
Fluechtlinge nicht einmal ermaessigte Verkehrstarife, geschweige denn
Nulltarif. Die Aermsten der Armen muessen den vollen Preis zahlen. Da liegt
es nahe, in die Babyrolle zu schluepfen, um nicht als SchwarzfahrerIn
sanktioniert zu werden. AktivistInnen der
Fluechtlingsberatung organisieren eine Kinderwagendemo auf den Wiener
Linien.
Treffpunkt: 10.30 Uhr, Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/ Tuer 59.

*Aktion Schlafsack fuer Wohnungslose
Von 14.00 bis 16.00 Uhr beim Obdachlosen-Tageszentrum Josefstaedterstrasse
(bei der U6-Station).
Kontakt: christine.cote@aon.at

*Projekt zur Oeffentlichkeitsbewirtschaftung
Eine Aktion der Gruppe ohnEmacht. Auf der Meidlinger Hauptstrasse wird ein
Pilotprojekt zur Oeffentlichkeitsbewirtschaftung vorgestellt, das der
praktizierten Politik der OeVP/FPOe-xRegierung, aber auch den momentanen
europaeischen Werten mehr verkoerpern wuerde als ein plumper §78 in der
StVO. Ueber ein "Public-Privat Partnership" wollen die VeranstalterInnen
guenstige Stehplaetze in Containern an unbegruendet herumstehende Heimlose
und Drogenkranke vermieten. Das Projekt soll den anachronistischen, wenig
subtilen und willkuerlichen §78 durch eine moderne, rentable und der
Verwertungslogik entsprechende Unternehmung ersetzen. "Unaesthetische
Elemente an stark frequentierten Plaetzen beeinflussen das oeffentliche
Stadtbild extrem negativ. So schaden sie ungewollt dem Tourismus, der eine
Haupteinnahmequelle unserer Heimat darstellt. Noch viel staerker wiegt, dass
primaer das Stadtbild das oesterreichische Image im Ausland praegt, wie aus
wissenschaftlichen Untersuchungen hervorgeht, und dadurch ein wesentlicher
Standortfaktor im wirtschaftlichen Wettbewerb ist.
Unser Projekt wuerde daher nachhaltig zu Wirtschaftskonjunktur fuehren und
dadurch neue Arbeitsplaetze und allgemeinen Wohlstand schaffen", heisst es
in einer Ankuendigung,
Ab 16.00 Uhr, Meidlinger Hauptstrasse 60
Kontakt: arno.uhl@reflex.at

*Aktion "9 X nein"
Die Gruppe "SF" (slow forward) wird die Aktion "9 X nein" am Stephansplatz
auffuehren. 9 Menschen in weissen Gewaendern und einer Augenbinde bewegen
sich in Zeitlupe in einem 9 X 9 Schritte grossem Feld, welches mit 9
Tuermatten umrahmt ist. Jede Matte steht fuer eine Randgruppe. 3 Menschen
mit Megaphon animieren die ZuschauerInnen, sich auf der Matte die Schuhe
abzuputzen. Wird nun so eine Matte von ZuschauerInnen betreten, wird ein
Text mittels Megaphon gesprochen, und eine(r) der 9 PerformerInnen reagiert
darauf.
Ab 16.00 Uhr, Stephansplatz; Dauer ca. 45 Minuten.

*Kein Aufruf zu stehn!
"Wir stehen auf Grund. Und zwar auf oeffentlichem. Daher werden wir
begrundet stehen, weil anders zu stehen gar nicht moeglich ist", proklamiert
die Kuenstlergruppe Permanent Breakfast. "Wir werden keine Versammlung sein,
denn jede(r) von uns nimmt ihren/seinen individuellen Standpunkt ein. Dass
unsere Standpunkte genau innerhalb eines Rasters sein werden, wird Zufall
sein und nicht beabsichtigt. Der Abstand zu den Naechststehenden nach vorn,
nach hinten und nach der Seite wird spontan und ungeplant 2 m betragen und
wir werden am Gehsteig der Mariahilferstrasse stehen, etwas stadteinwaerts
von der Neubaugasse aus gesehen. Wir werden etwa 2 1/2 Stunden dort stehen
am Freitag den 13. Juni.
Das hier ist KEIN AUFRUF. Niemand kann aber Viele daran hindern, dort
hinzukommen um zu stehn."
Ab 16.00 Uhr, Mariahilferstrasse/ Neubaugasse.
http://www.permanentbreakfast.org

*Struwwelpeter im Himmel
Hubsi Kramars Version der unseligen Kinder-Geschichte - einer
Untertanenerzeugungsindustrie-Lektuere, in deren Logik die Leute in den 1.
und dann in den 2. Weltkrieg marschiert sind. Und heute sind wir wieder so
weit: "Sei huebsch ordentlich und fromm..."
16.00 Uhr im KABELWERK, Oswaldgasse 35, 1120 Wien

*F13-Volxkueche
Volxkueche im Tuewi: Gratisspeisen fuer die Verwunschenen und Verlorenen.
Ab 17 Uhr, Wien 19, Peter Jordanstrasse 76 (bei der BOKU).
Kontakt: Tel. 47654-2008

*Eroeffnung der Fotoausstellung FREIFAHRT
Wuerde waechst nur aus dem Handeln: Mario Lang, Augustin-Fotograf, hat die
Serie der Strassenbahnbesetzungen begleitet, mit denen die Wiener
Strassenzeitungs-KolporteurInnen Nulltarif fuer Obdachlose und
SozialhilfeempfaengerInnen forderten. Langs Fotos zeigen Momente der
demonstrativen Schwarzfahrten, die als "Tage der freien Fahrt" gleichsam
Sternstunden einer neuen Sandlerbewegung waren.
Die Vernissage ist gleichzeitig das Abschlussfest des F13 Aktionstages, die
Besucherinnen erwartet das "Stimmgewitter Augustin", Wiens erster
Obdachlosengesangsverein", mit dem neuen Programm.
20.00 Uhr, Café 7Stern, 1070 Wien, Siebensterngasse 31

(augustin/akin)

Weitere Informationen: Tel. 01-587 87 89



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