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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. April 2003; 20:14
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Moderne Zeiten/Medien/Krieg:

> Cyberwar gegen Al Jazeera

Hacker-Community weist zweifelhaften Lorbeer zurueck


Die Firma Akamai, Spezialist fuer das Load-Balancing von Web-Inhalten, hat
dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera seine Unterstuetzung entzogen.
Der Support-Vertrag sei einseitig vom US-amerikanischen Unternehmen
gekuendigt worden, heisst es in internationalen Medienberichten. Welche
Auswirkungen die Kuendigung hat, ist noch nicht absehbar. Sowohl die
arabische als auch die englische Homepage von Al Jazeera sind aber derzeit
erreichbar.

Welche Gruende Akamai zur einseitigen Aufloesung des Vertrags bewogen haben,
ist nicht bekannt; es wird aber vermutet, dass politischer Druck dahinter
stehen koennte. Al Jazeera hatte unter anderem auf seiner Webseite Bilder
von gefallenen und gefangenen US-Soldaten veroeffentlicht, die in US-Medien
nicht zu sehen waren und daher auch in den USA reges Interesse ausloesten.
Zu Akamais Kunden gehoert neben der US-amerikanischen Regierung mit einer
Rekrutierungs-Homepage fuer die Armee auch CNN, Konkurrenz von Al Jazeera,
heisst es in Berichten. (Telepolis/gek.)

Vorvergangene Woche hatte Al Jazeera andere Probleme gehabt, als deren Site
ploetzlich nicht mehr erreichbar war. Damals hiess es, ein Hacker-Angriff
zur Blockade einer Website koenne nicht ausgeschlossen werden, es gebe aber
auch einige Anhaltspunkte dafuer, dass die Webseite dem Ansturm nicht
gewachsen sei.

Die "Washington Post" hatte kurz zuvor von Unmutsaeusserungen "vieler
Amerikaner" ueber die Verwendung irakischen Fernsehmaterials durch Al
Jazeera, wo bekanntermassen getoetete oder gefangengenommene amerikanische
Soldaten gezeigt worden waren. Diese amerikanischen Buerger haetten die
Hacker aufgerufen, dagegen etwas zu tun. Dann erfolgten die Aussetzer von Al
Jazeera und es ging die Rede von freischaffenden patriotischen Hackern.

Das Hacker-Magazin "2600" stellt dieses Bild des "Cybersoldiers", der fuer
die Ungestoertheit einer US-amerikanischen Militaerinformationspolitik
sorgt, schwer in Zweifel. Schliesslich braeuchte es dazu keine versierten
Hacker, auch Anfaenger koennten mit Hilfe einiger weniger Befehle und der
ensprechenden Breitband-Internet-Anbindung solche Angriffe durchfuehren.
Derlei sei unter der Wuerde eines Hackers, es sei noch mehr verpoent als
Kreditkartennummern-Missbrauch. Schliesslich verstuende sich die Community
als Bollwerk des "Freedom of Speech": Wer immer diesen Angriff getaetigt
habe, haette sich als Zensor aufspielen wollen, so das Magazin, und
ausserdem sei "Al Jazeera ein TV-Netzwerk -- und keine Bande von
Terroristen".

Bei "2600" hat man auch eine Vermutung, wo die wirklichen "Cybersoldiers"
sitzen koennten -- ohne dies explizit auszusprechen. Denn Hinweise gibt es
genug. Die zitierten Unmutsaeusserungen "vieler Amerikaner" kennt man
naemlich schon zur Genuege -- derlei Aufrufe waren auch gehaeuft
aufgetreten, als die Affaere um das in China abgestuerzte
US-Spionageflugzeug die Gazetten beschaeftigte; damals sollte, so die
"aufgebrachten Buerger", die Pekinger Regierung mittels Angriff auf ihre
Internetinfrastruktur zur Herausgabe der Maschine gezwungen werden. Diese
zur Hacker-Community gelangten Aufrufe wurden von dieser aber weniger
befolgt, sondern, wie das nunmal ihr eigentliches Metier ist, analysiert und
zurueckverfolgt. Das Ergebnis: Nicht eine einzige Herkunfts-Adresse war
nicht aus einer ".mil"-Domaene. Und ".mil" ist nunmal die Top-Level-Domain
des Pentagon. (akin)


Quellen: http://www.heise.de/newsticker/data/anw-07.04.03-000/
http://www.2600.com/news/view/article/1592



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