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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. April 2003; 16:46
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Schwarzblau/Frauen/Kinder/Arbeit:

> Kindergeld hemmt doch Berufswiedereinstieg

WIFO-Studie bestaetigt Befuerchtungen

In einer Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstitutes wurden nun
erstmals beschaeftigungspolitische Wirkungen des Kinderbetreuungsgeldes
analysiert. Dabei bestaetigte sich die Einschaetzung, die bereits die
EU-Kommission in ihrem Pruefbericht zum "Nationalen Aktionsplan fuer
Beschaeftigung" im September 2002 aeusserte, dass naemlich das
Kinderbetreuungsgeld den Anreiz fuer Frauen, nach der Geburt (wieder) einer
Erwerbstaetigkeit nachzugehen, verringern koennte.

Konkret kommt die Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes, bei der
Geburten zwischen Mai und August 2000 mit anschliessendem Karenzgeldbezug
erfasst sind, im wesentlichen zu folgenden Ergebnissen:

- die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den ersten 27 Monaten nach Geburt
eines Kindes ist gesunken (die Wiedereinstiegsquote sank innerhalb der
ersten 27 Monate nach der Geburt von 53,7% auf 35,2%).

- am staerksten ist dieses Absinken bei jungen Frauen, Frauen mit mehreren
Kindern und bei Frauen mit geringen Erwerbseinkommen zu beobachten.

- Seit Inkrafttreten der Uebergangsregelungen wurde die Moeglichkeit der
Karenz durch Maenner noch seltener genutzt als davor (ihr Anteil sank von
2,5% auf 2%).

Anspruch und Wirklichkeit

Das Kinderbetreuungsgeld haette nach den Ankuendigungen der Regierung
gegenueber dem Karenzgeld Muettern und Vaetern eine bessere finanzielle
Absicherung waehrend der ersten Lebensjahre des Kindes bieten und den Eltern
groessere Wahlfreiheit bei der Betreuung der Kinder und ihrer
Erwerbsbeteiligung eroeffnen sollen. Den Frauen sollte damit ein rascherer
Wiedereinstieg ins Berufsleben ermoeglicht werden, die Betreuungsaufgaben
sollten zwischen den Eltern fairer verteilt werden. Zu diesem Zweck wurden
der Kreis der Anspruchsberechtigten gegenueber der Karenzgeldregelung
ausgeweitet, die moegliche Bezugsdauer um ein Jahr verlaengert und die
Zuverdienstmoeglichkeiten waehrend des Leistungsbezugs deutlich erhoeht.

Tatsaechlich kommt die Studie aber zu folgenden Schlussforderungen: Zwar
befaenden sich Frauen mit Kleinkindern befinden infolge dieser Neuregelung
seltener und weniger lang in einem finanziell und versicherungsrechtlich
ungesicherten Status. Der Anteil der Beschaeftigten an den Karenz- bzw.
Kindergeldbezieherinnen steige. "Dies ist allerdings ausschliesslich auf die
vermehrte und laengere Inanspruchnahme der Transferleistungen
zurueckzufuehren und nicht auf eine hoehere Erwerbsbeteiligung der Frauen
mit Kleinkindern. Insgesamt ging ihre Beschaeftigung sogar zurueck.

Die ersten empirischen Befunde weisen darauf hin, dass die Neuregelung zu
den Zuverdienstgrenzen nur eine kleine Gruppe von Frauen zu einer rascheren
Wiederaufnahme der Berufstaetigkeit nach der Geburt eines Kindes veranlasst.
Wesentlich staerker wirkt der beschaeftigungshemmende Effekt aus der
Verlaengerung der moeglichen Dauer des Leistungsbezugs. Insbesondere Frauen,
die jung ein Kind zur Welt bringen, Frauen mit mehreren Kindern und Frauen
mit geringeren Arbeitsentgelten ziehen sich nun laengere Zeit aus dem
Erwerbsleben zurueck. Im Gegenzug zur laengeren Inanspruchnahme von Karenz-
bzw. Kinderbetreuungsgeld durch Muetter sinkt die Inanspruchnahme durch die
Vaeter. Damit wurde bisher weder das Ziel einer Ausweitung der
Beschaeftigung von Frauen mit kleineren Kindern erreicht noch das einer
faireren Aufteilung der Betreuungsarbeit zwischen den Eltern.

Diese Ergebnisse werfen eine Reihe von weiteren Fragen auf. Sie betreffen
nicht nur die Erreichung der anderen mit der Regelung zum
Kinderbetreuungsgeld verfolgten Ziele wie die Reduktion der
Einkommensdifferentiale zwischen Frauen und Maennern oder die Bekaempfung
der Armut in Familien, sondern etwa auch die weitere Entwicklung von
Beschaeftigung und Arbeitslosigkeit von Frauen mit kleinen Kindern oder die
laengerfristigen Auswirkungen dieses Instruments auf die Erwerbs- und
Verdienstchancen von Frauen. Weiterfuehrende Evaluierungen - wie sie im
Regierungsprogramm angekuendigt wurden - sind vor diesem Hintergrund
dringend zu empfehlen." (Zitate aus der Studie: Hedwig Lutz, Auswirkungen
der Kindergeldregelung auf die Beschaeftigung von Frauen mit Kleinkindern,
WIFO-MONATSBERICHTE 3/2003.)
*WIFO/Gruener Klub/akin*

Siehe auch akin 4/03 (Studie der AK zu Chancen am privaten Arbeitsmarkt fuer
Wiedereinsteigerinnen)



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