**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Maerz 2003; 19:24
**********************************************************

Menschenrechte/Justiz/USA:

> 300.Exekution in Texas

Die staatliche Moerder-Maschinerie in Texas laeuft derzeit auf Hochtouren -
fast woechentlich wird mindestens ein Mensch hingerichtet. Das berichtet
amnesty international. Am 20. Maerz soll mit Clay Keith der 300. Mensch seit
der Wiedereinfuehrung der Todesstrafe in Texas sterben. Allein in den
letzten 5 Jahren wurden in Texas ueber 150 Menschen hingerichtet, im
vergangenen Jahr starben 33 Menschen durch die Giftspritze.

Diese Beharrlichkeit auf die Todesstrafe ist nicht neu. Am 12. September
1930 wurde in Texas ein 21-jaehriger Afroamerikaner namens Jesse Washington
auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. In den folgenden 34 Jahren fuehrte
Texas weitere 299 derartige Exekutionen durch, die letzte am 30. Juli 1964.
An diesem Tag war Joseph Johnson der letzte Mensch, der in Texas getoetet
wurde, bevor das amerikanische Hoechstgericht 1972 das bundesstaatliche
Todesstrafengesetz im Fall Furman gegen Georgia kippte. Das Gericht
entschied so, weil die Todesstrafe in den USA willkuerlich gehandhabt wurde.

Texas, das nicht gewillt war, ueber die Abschaffung auch nur nachzudenken,
war einer der Staaten, die sofort begannen, ihre Todesstrafengesetze
umzuschreiben, um die Vorgaben des Furman-Entscheids zu erfuellen. Am 2.
Juli 1976 wurde das neue Gesetz vom Hoechstgericht fuer verfassungsgemaess
erklaert und oeffnete damit den Weg fuer Exkutionen im Bundesstaat. Am 7.
Dezember 1982 wurde Charlie Brooks in das Zimmer fuer die toedliche
Injektion gefuehrt und als erster Mensch in der "modernen" texanischen "Aera
der rechtmaessigen Toetung" exekutiert.

Mit 300 Exekutionen wird Texas in seinen zwanzig "modernen" Jahren gleich
viel geschafft wie in den dreieinhalb Jahrzehnten vor dem Furman-Entscheid.
In Texas koennen ausserdem auch weiterhin "jugendliche Straftaeter", die zum
Tatzeitpunkt juenger als 18 Jahre waren, exekutiert werden. In den
vergangenen fuenf Jahren gab es weltweit nur 17 solche Exekutionen, von
denen allein 12 in den USA - davon 8 in Texas - stattfanden.

Florida: Lebenslang fuer 12jaehrigen

Aus Florida berichtet ai eine ander Ungeheuerlichkeit: Vor zwei Jahren wurde
Lionel Tate, ein 16-jaehriger Afroamerikaner, fuer ein Verbrechen, das er im
Alter von 12 Jahren begangen hatte, zu lebenslanger Haft ohne die
Moeglichkeit der vorzeitigen Entlassung verurteilt. Er hatte beim Spiel ein
6jaehriges Maedchen getoetet, indem er Wrestling-Techniken ausprobieren
wollte, die er im Fernsehen gesehen hatte. Ein erstes Gnadengesuch wurde vom
Gouverneur bereits zurueckgewiesen. Derzeit wird versucht, mit Hilfe eines
weiten Gesuchs, dem Buben ein Leben im Gefaengnis bis zu seinem Lebensende
zu ersparen. Dabei sollte solch ein Begnadigungsgesuch nach internationalem
Recht gar nicht notwendig sein, stellt eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne
Chance auf vorzeitige Entlassung fuer Unter-18-Jaehrige doch einen Verstoss
gegen Artikel 37(a) der UN-Kinderrechtskonvention dar.

Und tatsaechlich liegt es im US-Justiz-System an den Gouverneuren, ob die
jemanden begnadigen, im Gefaengnis verfaulen lassen oder gar einen
Hinrichtungsbefehl unterzeichnen. In Florida heisst der Gouverneur Jeb Bush,
in Texas war es von 1994 bis 2000 sein Bruder George Walker Bush. (ai/akin)


*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
eMail redaktion und termine: akin.buero@gmx.at
eMail abo: akin.abo@gmx.at
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin