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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Februar 2003; 17:39
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Globalisierung/Widerstand/Italien:

> Ein Freispruch in heftiger Sache

Die italienischen Gerichte arbeiten langsam, aber sie arbeiten. Juengste
Entwicklung nach den Geschehnissen von Genua im Sommer 2001: Ein Freispruch
und eine Verurteilung von Demonstranten. Und der Polizist, der einen
Demonstranten erschossen haben soll, ist wieder im Dienst.

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Vor wenigen Tagen wurde in Genua ein Mann aus Foggia wegen Koerperverletzung
und Widerstand gegen Polizeibeamte zu 9 Monaten Haft auf Bewaehrung in
Zusammenhang mit Genua 2001 verurteilt. Hiermit ist die erste Verurteilung
wegen Vorkommnissen im Rahmen der todbringenden g8-Tage zustande gekommen.
Der Verurteilte hat zugegeben, auf dem Piazzale Kennedy mit einer auf der
Erde herumliegenden Eisenstange einem Angehoerigen des Elitekorps "Tuscania"
einen Schlag in den Ruecken versetzt zu haben. Laut "Il Manifesto" geschah
dies, nachdem die Eliterambos wegen einer Gruppe von Leuten, die Barrikaden
bauten, den Platz gestuermt hatten.

Freigesprochen wurde hingegen ein damals fuenfzehn Jahre junger Mensch aus
Ostia bei Rom. Sein Foto ging zur Zeit des g8 um die Welt. Es handelt sich
um den Jungen, dessen durch Schwellungen und Bluterguesse entstelltes
Gesicht in Zeitungen und TVs in der ganzen Welt gezeigt wurde. Der
Uebergriff ist durch die Aufnahmen gleich mehrerer Kameras gut dokumentiert.
Er fand statt am 20. Juli um 13 Uhr, 200 Meter vom Polizeipraesidium in der
via Diaz entfernt, Ecke via Finocchiaro Aprile. Die Filmaufnahmen zeigen
zuerst, wie er von 5-6 Uniformierten gewaltsam zum Boden gedrueckt wird,
bevor ein zivil Gekleideter ihm einen Tritt verpasst und ein Polizist
beginnt, in schneller Folge und wiederholte Male mit dem Schlagstock auf ihn
einzudreschen.

Eine Kamera hat sein blutendes Ohr, die Schnittwunden am Hals und das einen
Zentimeter herausragende Hinterkopfbein festgehalten. Der Mann in Zivil
wurde spaeter als Alessandro Perugini identifiziert, der ehemalige Vizechef
der politischen Polizei (Digos) von Genua. Er wurde so der erste Polizist,
gegen den wegen Genua Ermittlungen eingeleitet wurden. Nachdem er
identifizietrt worden war, hatte Perugini zu seiner Rechtfertigung
behauptet, der von ihm getretene Junge, der Mario heisst, habe zusammen mit
anderen Steine und andere Gegenstaende auf die Beamten geworfen. Auf dieser
Grundlage kam auch das Verfahren gegen Mario zustande. Das Jugendgericht von
Genua hat Mario jetzt von den Vorwuerfen der Koerperverletzung und des
Widerstands gegen Polizeibeamte freigesprochen, weil er die ihm vorgeworfene
Tat nicht begangen hat.

Die letzte, aber alles andere als unwesentliche Sache, die noch gesagt
werden sollte, ist, dass der Carabiniere Mario Placanica, der Carlo Giuliani
erschossen haben soll, seit kurzem wieder im Dienst ist. Am 18 Februar ist
der Termin angesetzt, mit dem die Einstellung des Verfahrens gegen ihn wegen
der Toetung Carlo Giulianis wohl amtlich werden wird.
(gipfelsoli-info/gek.)


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