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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 3. Dezember 2002; 14:55
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Neuquahlen/Gruene:

> 1 bis 2% bei den SeniorInnen: eine Schande!

Eine notwendige Vorbemerkung: "Die Diskussion hat stattgefunden, findet
statt und muss stattfinden. Aber in den Gremien, die dafuer zustaendig
sind". So schreibt Robert Korbei, sicher ein sympathischer und intelligenter
gruener Zeitgenosse, in einem Mail vom 29.11.02. Vor allem duerfte Robert
aber Parteifunktionaer geworden sein. Das oben angefuehrte Zitat zeigt mir,
dass er voll den Jargon und die Denkweise des Apparates angenommen hat.
"Kritik Ja. Aber in den zustaendigen Gremien!" Mit diesem Argument hat z.B.
in den fruehen 70er Jahren SPOe-Zentralsekretaer Fritz Marsch immer
versucht, uns SP-Linke niederzuhalten. Und ich kenne den Verweis auf die
"Gremien" schon aus Deutschland Ende der 50er Jahre, als wir Jungsozialisten
auf die Strasse gegangen waren, um gegen das Einschwenken der
Sozialdemokraten auf den Kurs der atomaren Aufruestung der BRD zu
protestieren..

In den ominoesen "zustaendigen Gremien" ist das Parteiestablishment immer
unter sich und eine Kritik - z.B. hinter den geschlossenen Tueren der
Lindengasse - trifft erfahrungsgemaess niemand. Meist wird sie abgewiegelt
oder zu Tode argumentiert.

Nein! Eine berechtigte Kritik sollte zwar solidarisch und nicht
wadlbeisserisch, aber - will sie etwas bewirken - doch oeffentlich sein.

Schwerwiegende Fehler der Wahlkampfstrategen

Wenn ich eine Frau waere, wuerde ich den Wahlkampfstrategen und ihren
politisch Verantwortlichen den Vorwurf machen, dass sie mit der Forcierung
des Spitzentrios Van der Bellen, Glawischnig und Oellinger - nichts gegen
die Drei, sie waren und sind alle politisch super - eine der grossen
Qualitaeten der Poltischen Kultur der Gruenen, naemlich die
Frau-Mann-Paritaet, leichtfertig vertan haben. Wo blieb die die Paritaet
signalisierende zweite Frau (Madeleine, Terezija)? Und warum muss ein Mann
alle Positionen (Parteisprecher, Klubobmann und Spitzenkandidat) gegen die
politischen Errungenschaften der Gruenen besetzen? Die "Elefantenrunde" mit
den fuenf Maennern fand ich obszoen. Und moegliche 1 bis 2 %
Waehlerinnen-Gewinne haben wir an diesem Abend sicher verspielt.

Doch ich bin keine Frau und meine Sache ist die Politik fuer und mit
aeltere(n) Menschen. Und hier waren die Wahlwerbung und das Ergebnis
schaendlich genug.

1 bis 2% der ueber 60 Jaehrigen (je nach Quelle Fessel-GfK oder OGM/ORF)
haben die Gruenen gewaehlt. Aber warum sollen uns die aelteren und alten
Menschen auch waehlen? Die Generation 60+ ist ja in der Wahlwerbung der
Gruenen - sehe ich von den beiden Frauen-Mailings, in der die 400.000 Frauen
ohne eigenen Pensionsanspruch genannt wurden, ab - nicht vorgekommen. Und
das ist ein Versaeumnis, das sich vor allem mittel- und langfristig als
verhaengnisvoll erweisen wird. Heute sind etwa 26% aller WaehlerInnen ueber
60 und bald werden es 30% sein. Schon bei der Wiener Wahl-Landesversammlung
hatte ich klar betont, dass wir Gruene die Generation 60+ nicht kampflos der
SPOe und OeVP ueberlassen duerfen. Allein mit einer Fokussierung der Gruenen
Politik bzw. Wahlwerbung auf den juengeren urbanen Mittelstand werden wir
nie die moeglichen 15% erreichen koennen. Und eine Moeglichkeit der
dringlich notwendigen Ausweitung sind hier die SeniorInnen fuer den Fall,
dass sie anhaltend politisch angesprochen und umworben werden. Sicher hat
sich die Initiative Gruener SeniorInnen (IGS Wien) ambitioniert in den
Wiener Wahlkampf eingebracht. Doch ohne eingebunden zu sein in eine geplante
und mit Ressourcen versehene Strategie bleibt dies maximal sympathisches
Stueckwerk. Und beim Aufbau einer oesterreichweiten SeniorInnen-Vereinigung
meint der Bundesvorstand die Position vertreten zu koennen,
Teilorganisationen werden (2.000 Euro Wahlkampfmittel hatten wir ja
erhalten) finanziell nicht unterstuetzt. Die Quittung haben wir ja mit den
enttaeuschenden 9 % insgesamt und einem WaehlerInnen-Anteil von 1 bis 2 %
bei den ueber 60jaehrigen prompt auch erhalten. *Dieter Schrage*


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