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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 3. Dezember 2002; 14:35
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Innsbruck:

> Am Freitag besetzt, am Samstag geraeumt

Kein Kulturzentrum in der Minatti-Halle

Am Samstag, 30. November 2002, wurde um 7.30 Uhr die von jungen
AktivistInnen besetzte Minatti-Halle in der Innsbrucker Dreiheiligenstrasse
im Beisein von Buergermeisterin Hilde Zach geraeumt. Mit ihrer
Verzweiflungstat wollten die BesetzerInnen auf die unhaltbare Situation der
freien, unabhaengigen und innovativen Innsbrucker Kunst- und Kulturszene
aufmerksam machen.

Schon viel zu lange ist eine grosse Anzahl von jungen Kunst- und
Kulturschaffenden in Tirols Landeshauptstadt heimatlos. Die Arbeit gerade in
diesem kulturellen Spektrum lebt aber in hohem Masse von Austausch und
Vernetzung der einzelnen Aktiven untereinander sowie von Kontinuitaet des
Angebots und der Veranstaltungsorte gegenueber dem Publikum. Daher ist es
unerlaesslich, den mittlerweile in der Plattform Mobile Kulturinitiativen
(p.m.k.) zusammengefassten Gruppierungen einen Ort der Begegnung, Probe- und
Atelierraeumlichkeiten sowie einen geeigneten Veranstaltungsort zu
ermoeglichen. Nach der endgueltigen Absage von Seiten der Stadt Innsbruck
fuer den attraktiven Standort am Dach eines "MPreis"-Supermarkts an der
Sill - trotz Finanzierungszusicherungen von Bund und Land sowie durch den
privaten Sponsor MPreis - scheint dieses Ziel jedoch erneut in weite Ferne
gerueckt.

In einem Akt der Verzweiflung griffen daher einige der Betroffenen unter dem
Motto "Wir brauchen Raum" zu dem spektakulaeren Mittel der Besetzung. In
einem Gespraech vor Ort sicherte BM Hilde Zach den BesetzerInnen noch am
Freitagvormittag ihre Gespraechsbereitschaft zu und erklaerte, dafuer Sorge
tragen zu wollen, dass den AktivistInnen "nichts geschehe", und dass von
einer polizeilichen Raeumung abgesehen werde.

Die AktivistInnen organisierten in der Folge ein abendliches
Solidaritaetsfest im neugewonnenen Kulturraum. Dem Tiroler Landestheater,
das zur Zeit einige seiner Requisiten in der Minatti-Halle lagert, wurde der
sorgfaeltige Umgang mit dessen Eigentum versichert sowie die Bereitschaft
erklaert, nach dem Ende der Besetzung fuer entsprechende Aufraeum- und
Reinigungsarbeiten zur Verfuegung zu stehen. Ein von den BesetzerInnen
beauftragter Statiker klaerte die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen im
Gebaeude ab.

Ueber 300 Menschen feierten abends in der Halle. Die grosse Besucherschar
und die staendig eintreffenden Solidaritaetsbekundungen verdeutlichen die
Notwendigkeit der Bereitstellung von Raeumen fuer die Kunst- und
Kulturszene. "Oeffentlicher Raum", so eine Vertreterin der
Kulturinitiativen, "darf nicht nur jenen zur Verfuegung stehen, die es sich
leisten koennen, ihn zu kaufen!".

Die polizeiliche Raeumung im samstaeglichen Morgengrauen ueberraschte die
BesetzerInnen und laesst sie am Wort von BM Zach endgueltig zweifeln.

"Wie koennen wir mit jemanden in Zukunft in Verhandlungen treten, der sein
Wort uns gegenueber staendig bricht?" empoerte sich einer der Aktivisten
waehrend eines Pressegespraechs am Samstagnachmittag.
(Aussendung der BesetzerInnen in: http://mkfuerinnsbruck.cjb.net/)


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