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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. September 2002; 14:25
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Guatemala:

> Systematische Ueberfaelle auf NGOs

Mit Bestuerzung haben wir die Nachricht vom Einbruch in die Bueroraeume
erhalten, die unser Verein Guatemala-Solidaritaet Oesterreich in Guatemala
Stadt gemeinsam mit anderen NGOs nutzt. Ueber diesen Einbruch, der im
politischen Kontext der Repression gegen Menschenrechtsorganisationen in
Guatemala zu sehen ist, informierte uns Ende Juli Sonja Perkic Krempl, die
oesterreichische Projektkoordinatorin vor Ort. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist
die Koordination des internationalen Zeugenschutzes, eines der wichtigsten
Projekte der Guatemala-Solidaritaet Oesterreich. Dabei werden Personen, die
in Prozessen gegen ehemalige Militaermachthaber und -funktionaere aussagen,
aber auch andere im Menschenrechtsbereich taetige Organisationen und
Personen, von Freiwilligen aus Europa und Nordamerika, darunter auch von
mehreren OesterreicherInnen, begleitet.

Der Ueberfall galt wahrscheinlich vor allem den guatemaltekischen NGOs und
dem wichtigen Dokumentationsmaterial u.a. der Nationalen
Menschenrechtskomission CONADEHGUA, das sich in den Raeumlichkeiten befand.
Daneben wurden auch die Multiinstitutionelle Instanz fuer Frieden und
Eintracht und das Internationale Forschungszentrum fuer Menschenrechte
(CIIHD) Opfer des Einbruchs.

Die Taeter brachen die Tueren der Bueros gewaltsam auf und entwendeten aus
allen Bueroraeumen die Computer, Faxgeraete, Telefone und Radios. Sie
durchsuchten die Archive und machten sie teilweise unbrauchbar. Besonders
bedrohlich ist, dass sie als Warnung Fotos von leitenden Personen der
Organisationen auf den Schreibtischen zurueckliessen.

Dieser Sachverhalt sowie Schuhabdruecke von Militaerstiefeln und die
Tatsache, dass andere Wertgegenstaende unangetastet blieben, lassen auf
einen eindeutig politischen Hintergrund schliessen. Der Ueberfall ereignete
sich kurz vor einem wichtigen internationalen Treffen von
Menschenrechtsverteidigern, das dieser Tage in der guatemaltekischen
Hauptstadt stattfindet. Es handelt sich dabei um einen Kongress zum Thema
der Menschenrechtssituation in Lateinamerika, an dem VertreterInnen aus mehr
als 25 Laendern teilnehmen und an dessen Vorbereitung die oben genannten
Organisationen beteiligt waren.

Zudem reiht sich der Ueberfall vom 21. Juli in eine Serie aehnlicher
Verbrechen ein, von denen Menschenrechtsorganisationen in den vergangenen
Monaten betroffen waren. Diese Uebergriffe reichten von Bedrohungen bis zum
Mord an guatemaltekischen Aktivisten und Aktivistinnen in Sachen
Menschenrechte. Mit ihnen haben Repression und politische Gewalt seit der
Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Regierung und Guerrilla am
29.12.1996 einen neuen Hoehepunkt erreicht. Seit dem Regierungsantritt der
rechtspopulistischen Republikanischen Front FRG unter Praesident Alfonso
Portillo Anfang 2000 ist die Umsetzung der Friedensvertraege endgueltig ins
Stocken geraten, und Menschenrechtsverletzungen stehen wieder auf der
Tagesordnung. So wurde im Mai ein enger Mitarbeiter der
Friedensnobel-preistraegerin Rigoberta Menchú kaltbluetig ermordet. In den
letzten Monaten mussten auch mehrere Bauern ihren Kampf um ein Stueck Land
mit dem Leben bezahlen.

Der Diebstahl wichtiger Daten und Dokumente zu Faellen von
Menschenrechtsverletzungen stellt einen betraechtlichen Rueckschlag fuer die
betroffenen NGOs dar und erhoeht zusaetzlich die Gefahr fuer Leib und Leben
fuer hunderte Personen, die brisante Aussagen in Sachen Menschenrechte
gemacht haben. Darueber hinaus ist auch der Verlust der Computer
schmerzlich. So ist z.B. noch nicht klar, wie die Guatemala-Solidaritaet
Oesterreich den ihr entstandenen materiellen Schaden ersetzen kann.

Fuer finanzielle Unterstuetzung sind wir daher sehr dankbar.

*Guatemala-Solidaritaet Oesterreich*
Konto Nr. 430.736 bei Raiffeisenbank Schwechat (BLZ 32823), lautend auf
Guatemala-Initiative, Kennwort: Einbruch
Kontakt: Mumbgasse 1-3/49, 1020 Wien, guatesoli@pcnet.at, Tel. 728 64 12




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