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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. Mai 2002; 16:52
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Behinderte/Schule:

> Sackgasse Behindertenintegration?

Die oesterreichische Bundesregierung grenzt Jugendliche mit
Behinderung von schulischen und beruflichen
Bildungsmoeglichkeiten aus. Wie sonst ist der Versuch des
Bildungsministeriums erklaerbar, einen fast wortidenten - im
Vorjahr bereits im Parlament abgelehnten - Gesetzesentwurf, nun
neuerlich zur Begutachtung vorzulegen. Nichtaussondernde
(Aus-)Bildungsmoeglichkeiten fuer Jugendliche mit
sonderpaedagogischem Foerderbedarf nach dem 8. Pflichtschuljahr
werden darin ausschliesslich an der Polytechnischen Schule (PTS)
ermoeglicht.

Im Juni soll die Gesetzesvorlage in den Ministerrat um dann dem
Unterrichtsausschuss zugewiesen zu werden. Um die
unterschiedlichen (Aus-)Bildungsbeduerfnisse von jungen Menschen
mit Behinderung abzudecken, fordert die Elterninitiative
"Integration:Oesterreich" (I:Oe) die Schaffung guter gesetzlicher
Rahmenbedingungen fuer integrativen Unterricht in allen
Schultypen ab der 9. Schulstufe.

"Die Ermoeglichung des integrativen Unterrichts nur an der PTS
deckt das Spektrum der unterschiedlichen Beduerfnisse von jungen
Menschen mit Behinderung nicht ab. Sie bewirkt auch deren
paedagogisch unsinnige Konzentration an wenigen Schulen. Im Sinne
der verfassungsrechtlich garantierten de facto-Gleichstellung,
der bestmoeglichen Qualifikation und Eingliederung am
Arbeitsmarkt, sowie einer selbstbestimmten Lebensfuehrung muss
behinderten Jugendlichen die gleiche Vielfalt an Moeglichkeiten
wie nicht behinderten Jugendlichen gewaehrleistet werden",
begruendet Maria Brandl von I:Oe diese Forderung.

Einem sofortigen Schulversuchsauftrag an allen Schulen auf der
Sekundarstufe II, einschliesslich PTS und Berufsschulen mit
notwendiger Ressourcenausstattung, begleitender wissenschaftliche
Konzeptberatung und Ergebnisevaluierung wuerde I:Oe als
voruebergehenden Kompromiss zustimmen.

In einer Umfrage vom Herbst 2001 an weiterbildenden,
allgemeinbildenden und berufsbildenden mitteren und hoeheren
Schulen, Berufs- sowie Fachschulen, zeigen diese durchaus
Bereitschaft, sich der Herausforderung zu stellen, SchuelerInnen
mit Behinderung aufzunehmen - notwendige Ressourcen wie
Team-Teaching, geringere KlassenschuelerInnenzahl usw.
vorausgesetzt. Auch die bisherigen teilweisen "wilden"
Schulversuche sind erfolgsversprechend.

Seitens SPOe, Gruene und LIF wurde durchgaengig Unterstuetzung
fuer die Oeffnung aller Schultypen signalisiert. Die OeVP liess
zunaechst durch ihren Bildungssprecher Amon ausrichten, keinerlei
Bemuehungen um die Integration nach der 9. Schulstufe zu
unterstuetzen. Bei einem Arbeitsgespraech von I:Oe mit
begutachtenden Stellen zeigten jedoch VertreterInnen OeVP-naher
Organisationen wie z. B. der Katholische Familienverband grosses
Interesse an Informationen ueber die praktische Umsetzung der
Integration behinderter Jugendlicher an weiterfuehrenden Schulen.

Wie weitere namhafte Organisationen, z.B. der Oesterreichische
Verband der Elternvereine an den Pflichtschulen, die
Wirtschaftskammer sowie die Arbeiterkammer, schliessen sie sich
in ihrer Stellungnahme den Forderungen von I:Oe an und halten
Integration nur an der PTS fuer eine paedagogische und humane
Provokation fuer alle Menschen mit Einschraenkungen und deren
Familien. (I:Oe/bizeps/bearb.)

Quelle: http://www.bizeps.or.at/artikel/02/020523_1.html

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