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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15.01.2002
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Genua/G8/Polizei:

> Sie sind alle wieder da
Die Zerknirschung der italienischen Polizei war nicht von Dauer

Ein Erdbeben nie gesehenen Ausmasses schien sich abzuzeichnen,
als Ansoino Andreassi, die Nummer zwei der italienischen Polizei,
Arnaldo La Barbera, der Chef der Antiterrorismuseinheiten, und
Genuas Polizeipraesident Francesco Colucci, also einige der
maechtigsten Maenner der staatlichen Repressionsorgane, entlassen
wurden. Aber jetzt, nach der unfassbaren Bilanz von einem Toten,
600 Verletzten und fast 300 Verhaftungen - von denen sich die
meisten als rechtswidrig erwiesen haben - ist die Suche nach den
Verantwortlichen schon wieder beendet. Die ueberfuehrten Taeter
der Uebergriffe vom 20. und 21. Juli durften entweder auf ihren
Posten bleiben, wurden wieder eingesetzt oder sind mit neuen,
prestigekraeftigen Aufgaben betraut worden. Andreassi und La
Barbera, die zusammen mit Colucci entlassen wurden, sind
rehabilitiert. Andreassi wurde kuerzlich sogar zum
stellvertretenden Direktor des Inlandsgeheimdienstes (Sisde)
ernannt, La Barbera zur Nummer zwei des Cesis, der
Koordinationsbehoerde der zivilen und militaerischen
Geheimdienste. Fuer Colucci hingegen gibt es keine Gnade. Schuld
daran ist allerdings nicht seine katastrophale Einsatzleitung vor
Ort, sondern sein Angriff auf den Chef der Polizei, Gianni de
Gennaro, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den
Ereignissen von Genua. Colucci erklaerte, seine Behoerde sei von
den aus Rom geschickten Beamten faktisch entmachtet worden.

Die Berichte der Regierungskommission hatten die Verantwortung
von Polizisten, Carabinieri, Finanz- und Strafvollzugsbeamten
aufgezeigt. Die Polizei verzichtete als erste auf Strafen in
ihren Reihen, die anderen Organe folgten ihr darin. Die Finanz-
und die Strafvollzugsbeamten verhielten sich, als haette es den
G8-Gipfel nie gegeben. Der einzige wegen der Vorfaelle von Genua
bestrafte Carabiniere hingegen ist der Obergefreite Valerio
Mattioli. Er war bereits dadurch bekannt geworden, dass er die
Oeffentlichkeit ueber die Geheimakten informierte, die die
Carabinieri ueber viele Italiener angelegt haben. Mattioli wurde
mit einer zwoelftaegigen verschaerften Ausgangssperre bestraft,
weil er in einem Brief an Liberazione die Verfassungsmaessigkeit
des Artikels 53 des Strafgesetzbuches angezweifelt hatte. Dieser
erlaubt es den Ordnungskraeften, in eine demonstrierende Menge zu
schiessen, allein mit dem Ziel, sie aufzuloesen.

Vincenzo Canterini, der Chef der roemischen Sondereinheit Celere,
die fuer die Misshandlungen in den Schulen Diaz und Pertini
verantwortlich gemacht wird, kam ohne ein Disziplinarverfahren
davon. Mittlerweile ist er ein hoher Funktionaer der Consap,
einer rechts stehenden Polizeigewerkschaft. In dieser Eigenschaft
haelt er Vortraege in Polizeikasernen in ganz Italien.

Und da war dann noch Alessandro Perugini, ein ehemaliger
stellvertretender Leiter der politischen Polizei (Digos) in
Genua. Er wurde dabei gefilmt, wie er vermummt einen
Minderjaehrigen aus Ostia zusammentrat, der bereits festgenommen
worden war. Perugini wurde fuer kurze Zeit nach Rom versetzt und
konnte nun mit einer neuen Aufgabe nach Genua zurueckkehren.

(Alessandro Mantovani, Rom, in der Wochenzeitung "Carta", Ue: A.
Waibel, Jungle World Nr. 52/0 / stark bearb.)


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