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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Dezember 2001; 16:12
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Rendezvous mit Tier+Mensch:

> Saumaessiger Verkehr

In Oesterreich geboren, in Bulgarien gemaestet, in Italien
geschlachtet und in Deutschland verzehrt. Rinder, aber auch
Schweine und Schafe werden heute grenzueberschreitend durch ganz
Europa transportiert - allein im Jahr 2000 waren es mindestens
312 Millionen Tiere. Mehr als 300.000 Lkw sind deshalb unterwegs.

Tiertransporte sind eine Qual fuer die Tiere und verursachen
enormen Verkehr, Schadstoffbelastung, aber auch Unfaelle. Zudem
koennen sich durch die Tiertransporte Seuchen wie BSE oder Maul-
und Klauenseuche ausbreiten. Dennoch werden die Rindertransporte
von der EU mit Millionen von Euro subventioniert.

Im Jahr 2000 verbrauchte die Bevoelkerung Oesterreichs 840.000
Tonnen Fleisch, das sind 102 Kilogramm pro Kopf. Ohne Sehnen,
Fett und Innereien entspricht das einem Pro-Kopf-Verzehr von etwa
65 Kilogramm pro Jahr. Ein durchschnittlicher US-Buerger
verbraucht 112 Kilogramm, ein Inder nur 2 Kilogramm Fleisch pro
Jahr, der Weltdurchschnitt liegt bei 36 Kilogramm. Im Jahr 2000
wurden 312 Millionen Tiere lebend durch Europa transportiert. Pro
Jahr sind fast 300.000 Tiertransporte laenderuebergreifend
innerhalb der EU unterwegs. Aneinandergereiht ergibt das eine
4.320 Kilometer lange Kolonne von Lkw. Nicht beruecksichtigt sind
hier die in den einzelnen Mitgliedstaaten durchgefuehrten
Schlachttransporte. In Oesterreich werden pro Jahr 680.000
Rinder, 5,4 Millionen Schweine und 60 Millionen Huehner
geschlachtet. Hierzulande machen Tiertransporte von und nach
Oesterreich rund 105.000 Lkw aus, was aneinandergereiht eine
1.570 Kilometer lange Kolonne ergibt.

Allein beim Transport des in Oesterreich konsumierten Fleisches
fallen pro Kopf und Jahr etwa 33 kg CO2 an. Alle Tiertransporte
in und durch Oesterreich verursachen jaehrlich mehr als 13.500
Tonnen CO2. Wird auch die Aufzucht und Verarbeitung eingerechnet,
dann verursacht ein Fleischlaibchen eine Emission von 796 Gramm
CO2.

Durch die bevorstehende EU-Erweiterung wird das gesamte
Transportaufkommen bis zum Jahr 2015 in der Einfuhr auf das
Doppelte, in der Ausfuhr etwa auf das 3,5-fache ansteigen. Bei
Tiertransporten sind aehnliche Entwicklungen zu befuerchten.

Die Rinderexporte der EU stiegen von 3.000 Rindern im Jahr 1988
um das 220-Fache auf 652.000 Stueck im Jahr 1995. Der Grund
dafuer: Im Jahr 1988 gab es keine Foerderungen, 7 Jahre spaeter
zahlte die EU 302 Millionen Euro an Subventionen. Derzeit erhaelt
ein Fraechter fuer ein 650 kg schweres Rind Foerderungen in der
Hoehe von 345 Euro. Im Jahr 1999 wurden 329.988 Rinder exportiert
und 116,7 Millionen Euro an Foerderungen bezahlt. Die BSE-Krise
und ihre Folgen fuehrten zu einem Rueckgang, laut Prognosen auf
218.000 Stueck im Jahr 2001.

In der EU befinden sich die Mastbetriebe vor allem in Nordeuropa.
Ueberproduktion ist die Folge: So produziert Irland das Zehnfache
seines Rindfleischverbrauches. Die meisten Tiere werden zum
Schlachten nach Suedeuropa transportiert.

*In die EU, aus der EU und durch die EU hindurch*

Gleichzeitig werden grosse Mengen an Fleisch in die EU
eingefuehrt. 92 Prozent von Oesterreichs Gaensebedarf werden
importiert, grossteils aus Ungarn. Italiens Vorliebe fuer
Pferdefleisch wird vor allem von Litauen befriedigt. Die
Transporter legen bis zu 3.000 Kilometer zurueck. Um die
strengeren Kontrollen in Oesterreich zu umgehen, kommen die
Transporter leer von Italien durch Oesterreich (pro Tag bis zu 65
leere Lkw in Drasenhofen) nach Litauen und fahren beladen ueber
Ungarn und Slowenien zurueck. 40 Prozent aller Lkw-Fahrten sind
Leerfahrten.

Im Jahr 1999 wurden in Oesterreich nur 3.912 von insgesamt mehr
als 100.000 Tiertransportern kontrolliert. Bei etwa jeder 3.
Kontrolle kommt es zu Beanstandungen. Exportsubventionen fuer
Rinder werden nur ausbezahlt, wenn alle Bestimmungen erfuellt
sind. Oesterreich musste fuer den Zeitraum Anfang September 1998
bis Ende Juni 2000 daher 33.602 Euro an Exportfoerderung
zurueckzahlen. In der gesamten EU waren es 581.690 Euro. Bei
haeufigeren Kontrollen waeren diese Betraege hoeher. Experten
rechnen, dass allein an Deutschland pro Jahr rund 34 Millionen
Euro zu Unrecht ausbezahlt werden. Tiertransporte sind einer der
Hauptgruende fuer die Verbreitung von Tierseuchen. So wurde die
Maul- und Klauenseuche von einem grossen Tiermarkt in Essex in
England ueber das ganze Land bis nach Deutschland, Frankreich und
Belgien verbreitet. Auch BSE breitete sich vor allem entlang der
wichtigsten Transportrouten aus.

Bioverbaende in Oesterreich sind eine gute Alternative zur
Massentierhaltung. Die Kaelber werden fast immer am eigenen Hof
geboren. So fahren Tiere vom Biobauern im Schnitt nur 50
Kilometer bis zum Schlachthof. Ein Bio-Schnitzel ist maximal 100
Kilometer unterwegs, ein konventionelles Schnitzel hingegen bis
zu 2.000 Kilometer. Wenn Lebendtiertransporte durch
Fleischtransporte ersetzt werden, verringern sich das
Lkw-Aufkommen um rund 40%. Denn das zu transportierende Fleisch
macht bei Rindern nur etwa 60% des Lebendgewichtes aus und nur
rund 80% bei Schweinen.

Die Zahl der Tiertransporte hat in den letzten Jahren enorm
zugenommen. Allein im Jahr 2000 wurden in Europa 312 Millionen
Tiere transportiert - um 17 Millionen mehr als im Jahr 1999.

*Forderungen*

Die Vereine VCOe und Vier Pfoten haben angesichts dieser
Missstaende folgenden Forderungskatalog zusammengestellt:

* EU-Agrarfoerderung auf Biolandwirtschaft beschraenken (keine
Subventionen fuer Agro-Industrie)

* Begrenzung der Fahrzeit auf vier Stunden oder bis zum
naechstgelegenen Schlachthof

* Die Tiere muessen unter bestmoeglichen Bedingungen
transportiert werden

* Ersatzlose Streichung der EU- Exportfoerderungen fuer Schlacht-
und Zuchtrinder

* Haeufigere und genauere Kontrollen. In jedem Bundesland muessen
mindestens zwei Tiertransportinspektoren eingesetzt werden

* Konsequente rechtliche Verfolgung bei Verstoessen sowie
Erhoehung der Strafen. Bei wiederholten Verstoessen bis zum
Verlust der Transportlizenz

* Die Europaeische Tiertransport-Richtlinie muss
inneroesterreichisch in allen Bundeslaendern wie auch
gesamteuropaeisch in allen Mitgliedstaaten endlich umgesetzt
werden

* Sicherstellung einer grenzueberschreitenden Zusammenarbeit
zwischen den Kontrollinstanzen

* Einfuehrung der vollelektronischen Lkw-Maut, um sinnlose
Fahrten zu verhindern

(Gemeinsame Aussendung VCOe und Vier Pfoten / gek.)

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