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Aussendungszeitpunkt:
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Krieg/FPOeVP/Asyl/Pakistan/Kommentar:

>Der blaue Skandalbotschafter muss weg
In den vergangenen Tagen haben tausende afghanische Fluechtlinge vergeblich versucht,
in der oesterreichischen Botschaft in Islamabad Asylantraege zu stellen. Statt ihre
Antraege entgegenzunehmen und weiterzuleiten, wozu er nach dem Asylgesetz
verpflichtet ist, liess Botschafter Dr. Walter Howadt die Botschaft schliessen und
rief die Polizei. Die fuer ihre Brutalitaet bekannten
pakistanischen »Ordnungshueter« knueppelten die Fluechtlinge mit Schlagstoecken fort.
Die Bilder waren im »derStandard.at« zu sehen.

Botschafter Howadt hat damit das oesterreichische Asylgesetz gebrochen, das die
Moeglichkeit einer Asylantragstellung bei Botschaften ausdruecklich vorsieht. Er hat
auch die Menschenrechtskonvention gebrochen, die vorsieht, dass niemand einer
unmenschlichen Behandlung ausgesetzt werden darf.

Er hat dies in Ausuebung seiner Funktion als Botschafter getan und somit das Delikt
des Amtsmissbrauchs in Verbindung mit Anstiftung zu Koerperverletzung an wehrlosen
schutzsuchenden Menschen begangen.

Botschafter Howadt - vormals aussenpolitischer Berater der FPOe und Chefredakteur
der »Neuen Freien Zeitung« (Parteiorgan der FPOe) - wird zweimal wegen
fremdenfeindlicher Aeusserungen im Handbuch des oesterreichischen Rechtsextremismus
erwaehnt. [siehe Kasten, red.]

Botschafter Howadt vollzieht offenbar die Weisungen seines einfachen Parteimitglieds
Haider, das erst kuerzlich mit dem Ansinnen aufgefallen ist, nichteuropaeische
Fluechtlinge vom Asylverfahren auszuschliessen.

Er bedient sich zu diesem Zweck der sattsam bekannten Sicherheitskraefte des
pakistanischen Militaerregimes, mit denen er, eigenen Aussagen zufolge, "stets nur
positive Erfahrungen hatte". Dieser Mann ist als diplomatischer Vertreter
Oesterreichs untragbar geworden. Asyl in Not fordert Aussenministerin Benita
Ferrero-Waldner auf, Botschafter Howadt unverzueglich abzusetzen.

Wir verlangen, dass das geltende Asylgesetz korrekt vollzogen wird. Asylantraege
koennen gemaess §16 bei Botschaften gestellt werden; die Botschaft hat dafuer zu
sorgen, dass Antragformulare vorhanden sind; die Antraege sind unverzueglich dem
Bundesasylamt zuzuleiten. Trifft das Bundesasylamt die Prognose, dass eine
Asylgewaehrung wahrscheinlich ist, so hat die Botschaft ohne weiteres einen
Sichtvermerk zur Einreise zu erteilen. Da in Oesterreich in diesem Jahr die
Anerkennungsquote afghanischer Asylwerber mehr als 50 Prozent betrug, ist jedenfalls
von einer hohen Wahrscheinlichkeit der Asylgewaehrung auszugehen. Daher ist in der
derzeitigen Lage allen afghanischen Antragstellern die Einreise ohne weiteres zu
gestatten.

Asyl in Not fordert einmal mehr die oesterreichische Regierung ebenso wie die
Regierungen aller Laender der Europaeischen Union auf, die Grenzen fuer Fluechtlinge
aus Afghanistan zu oeffnen. Oesterreich muss wieder Asylland werden. Die
Menschenrechte muessen wieder gelten in diesem Land.

*Michael Genner*, Geschaeftsfuehrer von Asyl in Not (gek.)

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Dazu folgende 2 Meldungen:

> Aussenministerium uebernimmt Mitverantwortung

Der Standard vom 12.10. bringt einen APA Bericht, in dem die Entscheidung des
Botschafters, die Botschaft zu schliessen, vom Aussenministerium verteidigt wird. Die
Schliessung sei im Einvernehmen mit dem Ministerium erfolgt und aus
Sicherheitsgruenden notwendig gewesen. Der Ansturm von Asylsuchenden sei auf
Fehlinformationen zurueckzufuehren, wonach Oesterreich alle Asylsuchenden aufnehmen
werde. Das Aussenministerium wies den Vorwurf von "Asyl in Not" zurueck, Botschafter
Howadt habe Fluechtlinge von der pakistanischen Polizei pruegeln lassen.


> LiF hatte schon 1997 Befaehigung angezweifelt

In einer parlamentarischen Anfrage an das Aussenministerium hatte das Liberale Forum
1997 die Eignung von Dr. Howadt als Botschafter in Pakistan in Frage gestellt und in
der Begruendung aus Artikeln der "Neuen Freien Zeitung"  zitiert, deren Chefredakteur
er, langjaehriger aussenpolitischer Berater der FPOe, gewesen ist. Zwei dieser Zitate
wurden als auslaenderfeindlich und rassistisch in das Handbuch des oesterreichischen
Rechtsextremismus aufgenommen.  Oesterreichische Kulturschaffende und Politiker habe
er haeufig in beleidigender Weise angegriffen.

Als Bezirksrat in Wien-Donaustadt habe er einen Antrag verfasst, der das
Niederlassungsrecht von Auslaendern und die Fremdenpolitik der Regierung mit dem
freiheitlichen Rechtsstaat unvereinbar seien. Das Aussenministerium wurde befragt, ob
bei der Enscheidung fuer die Entsendung als Botschafter nach Islamabad seine
oeffentlichen Aeusserungen in Wort und Schrift beruecksichtigt wurden und ob das
Aussenministerium Kenntnis von den oben erwaehnten Artikeln erhalten habe. Das
Aussenministerium wurde aufgefordert, die Entscheidung zur Ernennung Dr. Howadts zu
ueberdenken und zu revidieren, um das Ansehen Oesterreichs im Ausland nicht zu
beschaedigen.

In der Antwort zog sich das Aussenministerium damals darauf zurueck, dass die
Ernennung korrekt abgewickelt worden sei. Dr. Howadt habe einige ungekuerzte Artikel
der Dienstbehoerde vorgelegt, "die Beurteilung derselben gehoere nicht zu den
Angelegenheiten der Vollziehung des Bundes", weshalb darauf nicht eingegangen werde.
Die Ernennung sei jedenfalls in Kenntnis der erwaehnten Artikel durch die
Bundesregierung erfolgt. ###

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