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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Oktober 2001; 16:08
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Moderne Zeiten:
> Opa, bist Du auch brav gewesen?
Im
derzeit verschickten Entwurf zu einem "Bundesgesetz zur
Dokumentation des
Bildungswesens" ist geplant, die angeblich
anonym erhobenen Volkszaehlungsdaten zur
"Erstbefuellung" fuer
eine personenbezogene zentrale Bildungsevidenz zu
missbrauchen.
Der Entwurf ist ein verfassungs- und
datenschutzrechtlicher Alptraum. Neben einer
Fuelle von
Detailproblemen hat Frau Bundesminister die Unverfrorenheit, den
direkten
Zugriff auf die Volkszaehlungsdaten zu verlangen. Unsere
Befuerchtungen ueber
Missbrauchsmoeglichkeiten der
Volkszaehlungsdaten werden bestaetigt.
Durch die
zentralisierte Sammlung von Informationen, wie
"festgestellter
sonderpaedagogischer Foerderbedarf",
"individueller Bildungsverlauf" und "andere mit
dem Schulbesuch
zusammenhaengende Daten" ist die lebenslange Speicherung
und
Ueberwachung schulischer Vorkommnisse geplant. Erst 60 Jahre
nach der letzten
Eintragung soll dann mangelhaftes Betragen in
der Volksschule geloescht werden
koennen. Beruecksichtigt man die
Schulpflicht von 15 Jahren, dann ergibt das
eine
Mindestspeicherdauer von 75 Jahren.
Selbst Kriminelle
haben nach wenigen Jahren Anspruch auf Tilgung von Straftaten
aus
dem Strafregister. Die Bedeutung der Formulierung 'andere mit
dem Schulbesuch
zusammenhaengende Daten' ist aus der
Vergangenheit der Schuelerbeschreibungsboegen
hinlaenglich
bekannt. Lehrer und Direktoren benutzen diese Moeglichkeit
um
vorschnelle Urteile, Vorurteile und Auseinandersetzungen zum
Schaden der Schueler
fuer alle Zeiten zu verewigen.
Die
zentrale Bildungsevidenz wird im Zuge der Amtshilfe Polizisten,
Gemeindebeamten,
Arbeitsmarktbetreuern, Steuerbeamten usw. zur
Verfuegung stehen. Weiters sollen die
Daten mit Hilfe der
Sozialversicherungsnummer mit beliebigen anderen
Informationen
vernetzt werden.
Mit Hilfe dieser Evidenz
kann dann festgestellt werden, welche Personen mit
schlechten
Betragensnoten in der Volksschule ueberdurchschnittlich oft
arbeitslos
werden oder krank waren. Das Vorhaben offenbart einen
totalitaeren Anspruch ueber die
Buerger, wie er sonst nur in
Planwirtschaften ueblich ist. Zuletzt erfolgten in
Mitteleuropa
derartige Bevoelkerungsinventuren als Kriegsvorbereitung durch
die
Nationalsozialisten.
Der gesamte Entwurf zu einer
zentralen Bildungsevidenz widerspricht der
EU-Richtlinie
Datenschutz und den Verfassungsbestimmungen des DSG
2000. Es ist unzulaessig, dass
eine Behoerde mehr Daten erhebt
oder speichert, als sie fuer ihre Arbeit unbedingt
benoetigt. Mit
der Erhebung von Beruf und Berufslaufbahn der Eltern und
der
Ausbildung der Geschwister, ermoeglicht dieses System auch
die Auferstehung von
Sippenhaftung. Die Bildungsevidenz erfuellt
keinerlei bildungspolitische Aufgaben,
sondern stellt bloss ein
neues Kontrollregister der Bevoelkerung dar.
(Arge
Daten/bearb.)
Quelle: URL W³argedaten.at/news/20011001.html
*****
>
Vurschrift is net imma Vurschrift
Es ist schon spannend! Die
Handy-Gesellschaft "Maxmobil" geraet nach Angaben des
Magazins
Format ins Schussfeld des Innenministeriums. Begruendung: Max haelt
sich
nicht an die Vorstellungen des Innenministeriums bezueglich
Handy-Ueberwachung. Die
Mobiltelefonierer berufen sich darauf,
dass es noch keine Rechtsgrundlage fuer die
Lauscher gaebe, da
die mittlerweile schon recht
anruechige
Telekommunikationsueberwachungsverordnung immer noch
nicht verabschiedet ist. Egal,
sagen die Lauscher, wenn Maxmobil
nicht pariert, will man der Telefongesellschaft
mittels Telekom
Control die Lizenz entziehen.
Soweit, so rabiat. Aber das
wirklich interessante ist, dass die anderen
drei
Handygesellschaften in Oesterreich bereits die Stapozisten
lauschen lassen - und
damit wegen mangelnder Grundlage
moeglicherweise einem Rechtsbruch Vorschub leisten.
Ist es
nicht schlimm genug, dass die immer tiefergehenden Zugriffe auf
unsere
Privatsphaere so problemlos durchgepeitscht werden?
Versucht die Stapo jetzt schon
mit oekonomischen Drohungen
kommerzielle Institute zu rechtswidrigen Handlungen
zu
zwingen?
Hoffentlich gelangt diese Angelegenheit zu
einer einigermassen serioesen
institutionellen Untersuchung -
eine ordnungsgemaesse rechtliche Beurteilung waere
sicher
interessant. Da wuerden wir sicher auch die Lauscher aufsperren.
-br-
*****
> Westenthaler nach
Indonesien
Biometrie-Software fuer Folterstaaten: Ein
Hamburger Unternehmen ruestet Brasilien,
Indonesien und den Iran
mit Fingerabdruck-Software aus.
*
Das Hamburger
Softwarehaus Dermalog Identification Systems will nach
den
indonesischen nun auch die brasilianischen Behoerden mit
einem Erkennungssystem fuer
Fingerabdruecke
ausruesten.
Den Personaldaten von 150 Millionen Brasilianern
wird ein aus den Fingerabdruecken
gewonnener Code beigeordnet,
der "falsche Identitaeten und die Ausstellung doppelter
oder
verkehrter Ausweise" verhindern soll. "Ganz schlimm", findet das
Harald
Gesterkamp, Sprecher von Amnesty International
Deutschland, denn in Brasilien sei
"eindeutig staatliche
Verantwortung" fuer Folter, Mord und
andere
Menschenrechtsverletzungen gegeben, die vor allem Arme,
Kinder und Obdachlose
treffen.
"Wenn jemand einem Regime
wie jenem in Indonesien eine derartige Unterstuetzung
gebe", sei
dies geeignet, die prekaere Lage weiter zu verschaerfen. In
Indonesien
komme es, so Gesterkamp, seit Jahren "zu den
drastischsten Verstoessen gegen
Menschrechte ueberhaupt",
naemlich "zu Voelkermord, politischem Mord,
systematischer
Folter", woran sich auch unter der neuen Regierung
grundsaetzlich nichts geaendert
habe.
Wolfgang Bee,
Marketingleiter von Dermalog mag das "so nicht nachvollziehen.
In
Brasilien haben wir in erster Linie mit den Verkehrsbehoerden
zu tun", in Indonesien
werde "nur eine auf Papier existierende
Datenbank" in elektronische Form
uebergefuehrt und mit dem
Erkennungssystem fuer Fingerabdruecke nachgeruestet. Im
uebrigen
laegen fuer die beiden genannten Laender Genehmigungen
des
Bundesausfuhramtes vor, das auch gegen eine
"Testinstallation" des Systems im Iran
nichts einzuwenden hatte.
Dass diese noch nicht erfolgt sei, sagt Bee, sei auf
"langwierige
Prozesse" und "ins Stocken geratene Verhandlungen" mit den
iranischen
Behoerden zurueckzufuehren.
Auf die Frage, ob
Dermalog grundsaetzlich auch geschaeftliche Beziehungen mit
Staaten
unterhalte, in denen Mord und Folter nicht an der
Tagesordnung seien, fuehrt Bee
Japan, Oesterreich und Deutschland
an. Zur japanischen Polizei unterhalte man
Kontakte, in Hamburg
sichert Dermalog den Maschinenraum des groessten
lokalen
Radiosenders, eine Partnerfirma ruestet oesterreichische
Banken mit einem auf
Dermalogs Produkt basierenden
Zugangskontrollsystem aus, das zudem ueber eine
sogenannte
"Lebenderkennung" verfuege.
Da Fingerabdruecke im Gegensatz
zu Codes oder Schluesseln nicht einfach weitergegeben
werden
koennen, ist biometrischen Schloessern eine erhoehte Gefahr von
Geiselnahme
oder Verstuemmelung inhaerent. Ein amputierter
Finger, sagt Bee, sperre nur etwa eine
halbe Stunde lang die
zugehoerigen Schloesser auf. Die Verwendung eines als
tot
erkannten oder in der Software nicht definierten Fingers -
Mittel- statt Zeigefinger
zum Beispiel - sorgt fuer die
Ausloesung eines stillen Alarms.
Die beiden Fragen, ob
Dermalogs Software geeignet sei, ein KZ effizient zu fuehren
und
ob er selbst nachts ruhig schlafen koenne, beantwortet Bee mit einem
klaren "Ja."
In England, der Welthochburg biometrischer Systeme,
ruestet die Firma Cambridge
Neurodynamics gerade einen ersten,
nicht genannten Flughafen mit einem
dreidimensionalen System zur
Erkennung von Gesichtszuegen aus. *Erich
Moechel*
Quelle:
URL W³heise.de
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