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Aussendungszeitpunkt:  Dienstag, 11. September 2001;
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Nach Redaktionsschlusz der Papierausgabe:   Australien und Umgebung:

> Ausweisung rechtswidrig

Bundesrichter erklaert, die Geretteten der Tampa sind berechtigt nach Australien zu
kommen

Heute, Dienstag, nachmittag fiel, mit etlicher Verspaetung, der Rechtsspruch des
Bundesrichters (Federal Court Judge) Tony North in Sache "Tampa". Vor dem Melbourner
Bundesgericht klagten vier Menschenrechtsgruppen das Recht der (meist afghanischen)
438 Asylsucher, die der Norwegische Frachter Tampa von ihrem sinkenden Kahn vor
Christmas Island gerettet hatte, ein, in Australien zu landen und hier um Asyl zu
werben.

Einzelrichter North entschied dass die "Geretteten" - er benuetzte in diesem Urteil -
ein neu erfundenes Wort: "RESCUEES" - z.Zt. gesetzwidrig und incommunicado auf dem
Australischen Kriegsschiff Manoora vor Port Moresby (PNG) illegal festgehalten seien.
Sie sollten, so North, bis 17 Uhr Freitags (14/9/01) auf Australischen Boden gebracht
werden, falls sein Urteil nicht von einem hoeheren Gericht (dass heisst, in naechster
Instanz der Dreirichtersenat des Bundesgerichts, danach nur das hoechste Australische
Gericht, die "High Court" in Canberra), aufgehoben wuerde.

Phillip Ruddock, Bundesimmigrationsminister, darauf:  "Wir, die Regierung, gehen
sofort in Berufung." Ruddock: "Wir bestreiten, dass wir diese Leuter illegal
festhalten. Haette die Labor-Partei unseres geplantes neues Immigrantengesetz nicht
mit den Democraten und Gruenen im Senat [wo die Konservativen keine Mehrheit haben]
zurueckgewiesen, waere dies alles nicht passiert."
Besonders gravierend fand Richter North dass den "Geretteten" nicht nur ihr Recht auf
Freiheit, sondern auch das grundsaetzliche Gerecht auf Kontakt mit ihren Anwaelten
von der Australischen Regierung bis jetzt verweigert wurde.

Als das Urteil fiel, brach der Gerichtssaal, voll von Rechtsanwaelten und
Buergerrechtlern, in lauten Applaus aus. Die Fuehrung der Australian Labor Partei
hingegen ist keineswegs gluecklich. Noch vor zwei Wochen sah die ALP die kommende
Bundeswahl (wahrscheinlich am 17.November) so gut wie gewonnen. Denn die
Parteifuehrung unterstuetzt die Regierung, voll. Wuerde sogar schaerfer vorgehen.
Ihre Aktivisten sind angekelt von dieser Haltung, viele stumm, verkrochen. Manche
protestieren, marschieren fuer die Immigranten, zusammen mit den Linken und Gruenen.
Alle sehen den erwarteten Wahlsieg verschwinden. Und auch was von einem humanitaeren
Ideal noch uebrigblieb. *Max Watts*

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