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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. September 2001;
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OeGB-Urabstimmung 24.9.-15.10.01:
> Endlich die Struktur begreifen!
Zur Urabstimmung des OeGB und der Haltung der
Gewerkschaftslinken
Die Erfahrungen seit Jaenner / Februar
2000 zeigen anschaulich die Strategie der
OeGB-Fuehrungsschicht.
Neben den wenigen irrelevanten Aktionstagen moechte ich
die
BetriebsraetInnen-Versammlung vom 5.Mai 2000 anfuehren, wo
aus ganz Oesterreich 4.000
BetriebsraetInnen und
PersonalvertreterInnen (ich war einer davon)
zusammengetrommelt
worden sind. Jetzt ruft der OeGB zur
"Urabstimmung" auf. Also bewegt sich der Riese
doch - Schritt
fuer Schritt - von Aktionstagen,
oesterreichweiten
Betriebsraeteversammlungen hin zur
"Gewerkschaftsdemokratie"? Bis auf den Passus
ueber die
Sozialpartnerschaft stimmen GLB und UG jedenfalls den OeGB-Fragen zu
- wenn
auch kritisch, aber hoffnungsvoll, dass sich der OeGB nun
doch noch zu "konsequenter
und glaubwuerdiger Interessenpolitik"
durchringen koennte (GLB). Und die UG begruesst
es bei der Frage
6 zur Aufrechterhaltung des Oeffentlichen Dienstes, "dass
dem
privaten Raubzug gegen oeffentliches Vermoegen nun auch der
OeGB einen Riegel
vorschieben will."
In der (eher) linken
Gewerkschaftsopposition im OeGB gibt es also das Bild, dass
die
OeGB-Fuehrung unter dem Druck der verschaerften Situation
unter Schwarz-Blau zu
"kaempferischerer" Politik gedraengt
wuerde. Natuerlich langsam nur, zaehe und
widerspruchsvoll, weil
buerokratisch. Um so mehr waeren dann eben GLB-
bzw.
UG-Opposition im OeGB von Noeten! Mit "taktischer" Politik,
die diesmal mit mehreren
kritischen "Ja" im
OeGB-Urabstimmungstext zum Ausdruck kommt. "OeGB - kaempf'
doch
..."
Es ist das Malheur gerade der Gewerkschaftlinken
in Oesterreich, sich keine
tiefgehende Analyse von Gewerkschaften
im 20/21. Jahrhundert angeeignet zu haben. Was
ist die Lehre
allein schon aus dem bisherigen Aktionsinstrumentarium des OeGB
seit
2000/01? Bei beiden grossen Betriebsraeteversammlungen Maerz
/ Mai 2000 war es darum
gegangen, der Blau-Schwarzen Regierung zu
zeigen, dass sie ueber den OeGB hinweg
nicht so einfach
privatisieren und Kollektivvertragsverhandlungen
dezentralisieren
koenne. Die Betriebsraete-Almauftriebe gab's
sozusagen bloss als Drohgebaerde, die
jedoch nicht so scharf
ausfallen durfte, dass die 4.000 BetriebsraetInnen
tatsaechlich
mobilisiert wuerden! Den BetriebsraetInnen wurde das Rederecht
verwehrt
und stattdessen eine Gottschalk-Show vorgefuehrt. Mensch
stelle sich bloss vor, wenn
dieses Kollektiv der
BelegschaftsvertreterInnen aus ganz Oesterreich von
Verzetnitsch
losgeschickt worden waere, erste Streiks
vorzubereiten, um das Land lahmzulegen?
Gerade unter dieser
Yuppieregierung koennte eine Dynamik entstehen, wo
die
Verzetnitsch, Nuernberger & Koll. die Kontrolle ueber die
Belegschaften verlieren.
Riess-Passer und Prinzhorn haetten dann
selbstverstaendlich noch weniger Grund, sich
mit ihnen an den
Verhandlungstisch zu setzen. Vor nichts hat die OeGB-Fuehrung
mehr
Angst, als die Basis nicht mehr kontrollieren zu
koennen!
Gewerkschaften im "Turbokapitalismus" werden
gepraegt vom schrumpfenden Spielraum
dieser eigenen politischen
Schicht von Gewerkschaftsfuehrungen, die ihre Privilegien
und
Macht nur am Verhandlungstisch mit dem Kapital erhalten koennen!
Macht haben sie
dann, wenn sie die Arbeiterklasse total
kontrollieren - im Globalkapitalismus eine
immer ausweglosere
Sache: Denn die absolute Freiheit des Kapitals verlangt
diese
Gewerkschaftskontrolle ueber die Lohnabhaengigen bei sich
beschleunigendem Tempo des
Abbaus von Sozialstaat und
Lebensstandard. Da bleibt an sich nicht einmal mehr
viel
Spielraum fuer gewerkschaftliche Drohgebaerden. Um so
groesser gibt es die Angst in
den hohen Gewerkschaftsetagen, dass
sie mit Drohgebaerden eine Lawine in der
Arbeiterklasse lostreten
...
Die OeGB-Urabstimmung ist genau nach diesem mutlosen
Muster gestrickt: Einsamst im
OeGB-Praesidium beschlossen, die
Fragestellungen bis zur Unterwuerfigkeit (offenbar
im Konflikt
mit der konservativen GOeD-Fuehrung) abgestumpft, soll sie Druck auf
die
Regierung ausueben. Das ist lachhaft fuer Riess-Passer /
Schuessel, denn die
Urabstimmung soll alles bezwecken nur nicht
eine Mobilisierung der Lohnabhaengigen.
Und die
"gewerkschaftliche Kampfmassnahmen" (???) werden wieder im
OeGB-Praesidium
der Mutlosen beschlossen werden ... Mensch gebe
sich einmal die heutige Dimension des
Klassenkampfs von "oben":
Blau-Schwarz ziehen Sozialpartnerschaftsverhandlungspunkte
im
Parlament durch, saeubern die Gewerkschafter aus der
Sozialversicherungsverwaltung
und Riess-Passer, Gorbach und
Kameraden stellten zuletzt den OeGB ueberhaupt in
Frage. Und die
OeGB-Fuehrung? Der OeGB sei ja bereit zu verhandeln ...
Nein,
diese Gewerkschaftsfuehrung muss weg, sie hat voellig versagt! Eine
breite
Mobilisierung der Lohnabhaengigen tut Not in diesem
Blau-Schwarzen Oesterreich, nur
um einfache soziale
Errungenschaften und demokratische Rechte zu verteidigen.
Dafuer
ist nicht bloss die Fuehrung auszuwechseln, sondern eine
basisdemokratische
Gewerkschaft mit Urabstimmungskultur und
Internationalismus zu schaffen!
Urabstimmung: Kein Vertrauen in
diese OeGB-Fuehrung! Nein zu allen 7 Punkten
der
OeGB-Urabstimmung - durchstreichen des ganzen Stimmzettels!
Denn auch ueber den
Fragen zur Pflichtversicherung, Abfertigung,
Bildungsoffensive, Oeffentlichen Dienste
und zu den
Kollektivvertraegen steht natuerlich die "Mitbestimmungspolitik" des
OeGB,
d.h. die Politik einer abgehobenen Buerokratie, die selbst
unter groesster Bedrohung
der Gewerkschaften kein Jota an
Militanz und Basisdemokratie zugesteht.
Daher: Durchstreichen
des Stimmzettels und "ergaenzen" durch: Weg mit
dieser
Gewerkschaftsfuehrung - volle Gewerkschaftsdemokratie -
systematische Mobilisierung
der Lohnabhaengigen bis hin zum
Streik!
*Karl Fischbacher,*
linker unabhaengiger
Personalvertreter und Gewerkschafter im OeGB (stark
gekuerzter
Beitrag aus LabourNet-Austria URL http://web.utanet.at/labournet.austria)
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