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Aussendungszeitpunkt: 24.04.2001 - 14:55
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Theater/Prozesse:

> Opernball-Hitler. Ein oeffentliches Aergernis

Protokoll - Gerichtstermin 3. 4. - beim "unabhhaengigen
Verwaltungssenat Wien"

Ich habe ja noch diverse verfahren wegen meinem opernball-auftritt.
Wegen kunst im oeffentlichen raum (ist bisher nicht ausjudiziert) und
abstrafung wegen oeffentlichem aergernis etc - Am 3. 4. war wieder so
ein unglaublicher (absolut-theater) termin vor einem richter -
ausgesagt haben die polizisten, die in der oper ueber mich hergefallen
sind, um die ehrenwerten, anstaendigen opernball-besucher, vor allem
die blau-schwarzen regierungsvertreter, vor dem anblick eines gewissen
Hitler zu schuetzen. Na servas - die texte dieser "schockierten
polizisten" waren ein leckerbissen fuer jeden am leben-theater-leben
interessierten. Kernpunkt ihrer aussage war, dasz die leute "nicht"
reagiert, aber irritiert dreingeschaut haben (was ist also eine
reaktion???) Naeher befragt ob ich, wie in ihren ersten protokollen
angegeben, "heil hitler" geschrien haette, muszten sie zugeben, dasz
sie eigentlich nicht genau wueszten was ich denn eigentlich so
"geschrien" haette.

Lustig war auch die felsenfeste beamtenmeinung, dasz etwas, das nicht
angemeldet ist, keine "kunst" sein kann!!! Meine antwort, dasz alles
was angemeldet wird, maximal "nur" kultur sein kann, haben sie
verstaendlicherweise ueberhaupt nicht verstehen koennen. Also das
ergebnis war, dasz sie - die polizisten - geschockt waren, aber die
journalisten vor der oper und die ballbesucher in der oper, "mein"
publikum, nur verwundert, beziehungsweise belustigt reagiert hat.

Ist also mein auftritt ein oeffentliches aergernis gewesen, weil die
polizisten im vorauseilendem gehorsam ihren schock in die betrachter
hineininterpretiert haben? Und daraufhin das publikum vor ihrer
eigenen interpretation schuetzen muszten - nicht uninteressant!?!? Der
aspekt, dasz das ein kasperl-hitler in einem "theater" aufgetaucht
ist, (im tabernakel des oesterreichischem dazughoerers - die oper ist
ja kein theater, das ist der gral schlechthin - der hausmeistergral,
mit dem ball des schlechtesten geschmacks, sowohl was die mode als
auch den geistigen zustand betrifft) - das ist natuerlich in einem
oesterreichischem gericht noch AeRGER-ER als irgendwo auf der welt.
Frei nach beckett: heitere aussichten... Dies war nur ein kurzbericht
aus meinen "ewig" andauernden prozessen. Es ist mir beschieden
zwischen den theatralischen buehnen des gerichts und den wirklichen
des theaters hin und her gewalkt zu werden. Was ich jedenfalls vor
gericht erleben darf, sind vorstellungen,die beim berliner
theatertreffen ganz vorne landen wuerden. Vor allem wegen ihres
hoechst tragischkomischen, ausgefeilt dramatischen gehalts. So gesehen
bin ich zu beneiden.

Na, bis zum naechsten. *Hubsi Kramar*

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