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Aussendungszeitpunkt: 24. Januar 2001 - 2:15
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FPOeVP/Widerstand:

> Bisserl Wickel in Favoriten

Proteste gegen FPOe-"Neujahrstreffen" in Oberlaa -- rund 1000
TeilnehmerInnen -- eine voruebergehende Festnahme -- zwei
Leichtverletzte

*

Die FPOe kam nach Oberlaa um ihr "Neujahrstreffen" zu zelebrieren
und in halb Favoriten schien der Ausnahmezustand ausgerufen worden
zu sein. Ein Groszaufgebot an Polizei und Gendarmerie (mit laut
Agenturmeldungen rund 1000 BeamtInnen) riegelte nicht nur die
Gegend rund um die Kurhalle ab, sondern zeigte auch bereits bei
der mehrere Kilometer entfernten U-Bahn-Station Reumannplatz und
an den Zufahrtsstraszen massive Praesenz. Mehrere mutmaszliche
DemonstrantInnengruppen wurden auf dem Weg nach Oberlaa oder in
der Umgebung des EKH angehalten und perlustriert, die Zuege der
nach Oberlaa fuehrenden Straszenbahnlinie 67 wurden von
SicherheitswachebeamtInnen begleitet, Autos angehalten und
durchsucht. Einige Knallkoerper wurden abgenommen.  Rund um das
Kurzentrum standen laut Wiener Berufsrettung ueberdies 2
NotaerztInnen, 34 SanitaeterInnen, elf Rettungsfahrzeuge, der
gesamten Katastrophenzug der Wiener Rettung und eine Art
Feldlazarett bereit.

In der Straszenbahn und bei deren Endstation Oberlaa waren FPOe-
FestgaestInnen und DemonstrantInnen noch bunt gemischt, was beim
einzigen von der Polizei ermoeglichten Kurhallenzugang zu
vereinzelten Wortgefechten fuehrte, woraufhin die BeamtInnen die
immer mehr werdenden DemonstrantInnen nach 9.00 Uhr immer
nachdruecklicher und letztlich erfolgreich aufforderten, sich doch
bitte zum genehmigten Kundgebungsort zu begeben. Dieser befand
sich zwar schon irgendwie vor dem Eingang zur Kurhalle, jedoch in
zig Meter Entfernung. So trennten dort Kurbadstrasze,
Straszenbahngleise und nicht zuletzt GendarmInnen mit Schilden und
Tretgittern die GegnerInnen von den AnhaengerInnen der FPOe.

Waren es zum angekuendigten Kundgebungsbeginn um 9.00 Uhr nur rund
200 DemonstrantInnen, die lautstark auf sich aufmerksam zu machen
versuchten, stieg die Anzahl der protestierenden AntifaschistInnen
gegen 11.00 Uhr auf rund 1000 an (beides: TATblatt-Zaehlung). Ein
paar Knallkoerper, Eier und vereinzelt Farbbeutel flogen in
Richtung Kurhalle, verfehlten ihr Ziel aber bei weitem. Zirka um
10.30 bewegten sich die DemonstrantInnen zum zweiten genehmigten,
allerdings noch weiter abseits liegenden, Kundgebungsort An der
Kuhtrift (so heiszt die Strasze dort), wo eine Buehne aufgebaut
worden war. Ein groszer Teil zog es zu diesem Zeitpunkt allerdings
vor, nach Hause zu fahren.

Um 11.40 Uhr kraxelten ein paar hundert Leute von der Kuhtrift
ueber eine Boeschung zur Laaer-Berg-Strasze und besetzten die
Fahrbahnen. Ein paar blockierten fuer kurze Zeit auch die
Kurbadstrasze, kehrten aber rasch zur Laaer-Berg-Strasze zurueck,
als von allen Seiten Sicherheitswache mit auffallend groszem WEGA-
Anteil heraneilte. Die BeamtInnen in voller Straszenkampfmontur
mit Helm, Schild, Knueppel und vereinzelt Hartplastik-Brustpanzern
umkreisten die BlockiererInnen, blieben aber vorerst noch ruhig.
Ploetzlich und ohne erkennbaren Grund begab sich jedoch ein
Sicherheitswachebeamter allein mitten in die
DemonstrantInnengruppe. Vergeblich versuchten die DemonstrantInnen
dies zu verhindern, woraufhin der Beamte eine Frau aus der Menge
zerrte, durch ein Gebuesch zog, festnahm und mit einem Fusztritt
gegen den Unterschenkel versah. Andere SicherheitswachebeamtInnen
- "normale" und WEGA - nutzten die Tumulte zu einem kleinen
Gummiknueppelangriff zwischendurch.

Danach forderte der Behoerdenvertreter die DemonstrantInnen auf,
die Fahrbahn zu verlassen. Diese forderten ihrerseits die
Freilassung der Festgenommenen. Was folgte war
ueberraschenderweise tatsaechlich sowas wie eine Einigung.
Waehrend sich die DemonstrantInnen langsam auf den Gehsteig
zurueckzogen, durfte die Festgenommene zu ihren FreundInnen
zurueckkehren. Unter den DemonstrantInnen brach dabei zwar ein
Streit darueber aus, ob der Polizei vertraut werden koenne, die
von allen Seiten draengenden WEGA-Beamten und die links und rechts
auffahrenden Wasserwerfer sorgten dann aber doch fuer eine relativ
rasche Umsetzung der Vereinbarung vonseiten der DemonstrantInnen.
Die Festgenommene hat nach Auskunft der Polizei Anzeigen wegen
taetlichen Angriffs auf einen Beamten und wegen Widerstands gegen
die Staatsgewalt zu erwarten. Sie selbst klagte nach ihrer
Amtsbehandlung ueber Schmerzen am Bein. Nach einer aerztlichen
Untersuchung stellten sich ihre Verletzungen gluecklicherweise als
blosze Prellungen heraus. Die letzten DemonstrantInnen wurden um
ca. 12.00 Uhr von WEGA-Beamten vom Gehsteig ins Gestruepp in
Richtung des genehmigten Kundgebungsortes gepruegelt. Dabei wurde
ein Demonstrant leicht verletzt. An der Kuhtrift ging danach -
waehrend in der Kurhalle gerade Joerg Haider sprach - die
Protestkundgebung in ein Widerstandsfest ueber, das bis ca. 14.30
Uhr dauerte. *TATblatt/gek.*

Widerstandschronologie:
http://tatblatt.mediaweb.at/132chronologie-aktuell.htm
 

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