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Aussendungszeitpunkt: 21. November 2000 - 14:05
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Boykottaufrufe in Sachen FP (II):

> Denkt an morgen...

Einkauf bei BILLA?

Statt einer Liste von zu boykottierenden Unternehmen geht's heute
nur um eines - um BILLA. Diese Supermarktkette samt ihren
zahlreichen Parallelunternehmungen ist aus mehreren Gruenden
erwaehnenswert. Wie groesztenteils bekannt, wurde BILLA - "der
billige Laden" - von Karl Wlaschek in einer kleinen Greiszlerei
gegruendet und ueber Jahrzehnte zu dem heutigen Konzern ausgebaut.
Was die segensreichen Arbeitsbedingungen der bei BILLA
Beschaeftigten betrifft, so galt auch schon seit Jahrzehnten der
gefluegelte Spruch "wie a BILLA-Kassierin", wenn jemand das Pech
hatte, einen besonders miesen und schlecht bezahlten Job zu
machen. Unabhaengig von der an sich schon duerftigen Bezahlung
erschienen vor allem in den letzten Jahren auch immer haeufiger
Meldungen darueber, dasz sich der Konzern weigert,
Arbeitszeitbestimmungen einzuhalten oder Ueberstunden zu bezahlen.
So weit, so schlecht.

Aber nicht alles ist negativ: Die etwas unfreiwillige Askese des
Personals und der eiserne Sparwille des Herrn Wlaschek hatten
ueber die Jahre dann doch fuer beide Seiten Positives erwirkt. So
konnten sich die Billa-Beschaeftigten eines Tages herzlich
darueber freuen, dasz ihr Chef Milliardaer war, und der Chef
freute sich ueberaus ueber die Milliarden, die er beim Verkauf der
Kette bekam. So entstand ein kraeftiger Hauch sozialer
Gerechtigkeit, der sich in diesem Falle in der Gleichheit an der
Freude aeuszerte. Wenn Herr Wlaschek das viele Geld nicht sofort
in Immobilien anlegen haette muessen, wer weisz - vielleicht
haette er es als beruechtigter Philantrop auf der Stelle unter
seinen Angestellten aufgeteilt, die ihm ja die Milliarden
erwirtschaftet hatten. Aber vielleicht behielt er sich auch
deshalb das Geld, um die BILLA-Kassierinnen nicht zu ueberfordern.
Was ohne Zweifel wiederum als ein Zeichen seiner Fuersorge zu
interpretieren ist. So weit, so gut.

Unabhaengig vom Verteilen oder Nicht-Verteilen der Milliarden
taucht in der "Standard"-Serie ueber "die blauen Kassen der FPOe"
der Name BILLA auf. Dessen Chef Veit Schalle wird als einer der
verlaeszlichsten Parteigaenger der FPOe in der heimischen
Wirtschaft beschrieben. Womit sich fast perfekt ein politischer
Kreis schlieszt - dies koennte auch als das klassische Lehrstueck
ueber politischen Miszbrauch und sozio-oekonomische Ausbeutung
dienen. Das Strickmuster ist einfach und bestechend: Einer
unterprivilegierten BILLA-Arbeiterschaft werden von FP-Seite
Feindbilder in dem Masze praesentiert und deren Gefaehrlichkeit
derart potenziert, dasz sie die Partei waehlt, die ihnen die
Vertilgung dieser Feinde verspricht: Drogendealer, Auslaender,
Sozialschmarotzer. Waehrend dies konstant present ist und auch
hoechst medial verwertet wird, werden gleichzeitig relativ
unbemerkt von derselben Partei saemtliche
Arbeitnehmerorganisationen beseitigt. Davon profitieren wiederum
die Wirtschaftstreibenden der FPOe und natuerlich auch Herr Veit
Schalle. Dieser ist verstaendlicherweise umso mehr der FPOe im
Wort, als seinen Arbeitnehmern gar nicht in den Sinn kommen
wuerde, die OeVP zu waehlen, der natuerlich auch die Beseitigung
der Arbeitnehmerinstitutionen am Herzen liegt.

Was tun? BILLA boykottieren? Ich meine, ja - aber nur mit
politischen Begleitmasznahmen, wobei in Protestbriefform auch auf
die Arbeitsbedingungen hingewiesen werden mueszte. *Fritz Pletzl*
 

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