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Aussendungszeitpunkt: 30.10.2000; 16:30
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Israel/Palaestina:

> Das andere Israel auf der Strasze

Am 14. Oktober fand in Tel-Aviv eine Friedensdemonstration statt,
die in erster Linie aus juedischen Teilnehmern bestand. Die
Hauptforderungen waren der Rueckzug des Heeres aus den (1967)
besetzten Gebieten und ein Ende der Repression gegen die
Palaestinenser. Die etwa aus tausend Teilnehmern bestehende
Kundgebung wurde von Gusch Schalom, dem "Friedensblock",
angefuehrt und dessen bekanntesten Exponenten, dem langjaehrigen
Friedensaktivisten Uri Avnery, der der Kommunistischen Partei
angehoert.

Die international bekannte Friedensbewegung Peace Now, die zur
Zeit des Libanonkriegs Hunderttausende auf die Strasze brachte,
ist jetzt, nachdem ihr sozialdemokratischer Verbuendeter Barak an
die Macht gelangt ist, untaetig geworden, ja sie ist praktisch
zerfallen.

Angesichts der allgemeinen Kriegshetze in der israelischen Presse
hat Gusch Schalom einen schweren Stand. Immerhin konnte diese
Kundgebung eine Reihe von weiteren Kraeften und - politisch
allerdings in ihren jeweiligen Parteien nur Minderheitenpositionen
vertretende - Politiker um eine der beiden zentralen Forderungen,
naemlich den Rueckzug des Heeres aus den besetzten Gebieten
sammeln. Zu den Sprechern gehoerte Ury Avnery und 4 Abgeordnete
der Knesset. In den Tagen auf die Kundgebung folgten Mahnwachen
vor dem Verteidigungsministerium und dem Amtssitz des
Ministerpraesidenten.

Ury Avnery gibt der geplanten Koalition zwischen Sozialdemokraten
und Rechtsradikalen eine deutliche Abfuhr: "Die Regierung Barak
hat die Absicht, eine Koalitionsregierung mit Ariel Sharon zu
bilden und es scheint mir daher, dasz sie kein echtes Interesse
daran haben, die Eskalation unter einen gewissen Pegel zu senken,
und leider tappt ein Teil der Linken in diese Falle. Zum Beispiel
ein Teil des Meretz mit Yossi Sarid. ... Ehud Barak will nicht
einen Frieden, der machbar waere, naemlich den Rueckzug aus den
besetzten Gebieten, sondern er will nach wie vor einen nicht
machbaren Frieden, einen naemlich, der in unterschiedlichen Formen
auf eine weiter andauernde Besetzung hinauslaeuft."

Eine schwerwiegende Verantwortung fuer die derzeitige Situation
haetten die Medien, meint Ury Avnery. Die Medien haetten sich, die
Vielfalt der politischen Positionen miszachtend,
zusammengeschlossen, um im Bereich der oeffentlichen Meinung die
alleruebelsten Instinkte zu Worte kommen zu lassen, naemlich
Kriegshetze und Fundamentalismus.

*Kommentar von: Aug und Ohr / via MUND / stark gekuerzt*

Inhaltliche Quelle: Stefano Chiarini: Laltra Israele in piazza
("Das andere Israel ist auf der Strasze"), manifesto, 15. 10.
 

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