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Aussendungszeitpunkt: 24.5.2000; 2:20
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Fiji:

> Farce oder Tragoedie?

Hintergruende des Staatsstreichs

Vor vielen Jahren hat Karl Marx ja bereits gesagt: Die Geschichte
wiederholt sich, das erste Mal als Tragoedie, das zweite Mal als
Farce. Ob dies auch fuer den jetzigen, den dritten Staatsstreich
in Fiji zutrifft, ist noch nicht festzustellen.

Wenn dieser Coup gelingen sollte, der angeblich im Namen der
einheimischen (ethnischen) Fijis gefuehrt wird (sie machen ca. 48%
der 750,000 Einwohner aus) - gegen die seit mehreren Generationen
aus Indien zugewanderten "Indo-Fidschianer" (ca. 45% der
Bevoelkerung, die uebrigen 7% sind chinesischer oder europaeischer
Abstammung und Mischlinge), ist eine neue Tragoedie sicher.

Der Frieden zwischen diesen zwei Hauptbewohnergruppen, die sich in
den letzten dreizehn Jahren einander angenaehert hatten, und der
nicht einmal durch die beiden Militaercoups vom Mai und September
1987 gefaehrdet wurde, waere fuer lange Zeit, wenn nicht fuer
immer zerstoert.

Am 14.5.1987 hatte der damalige Oberst Sitiveni Rabuka gegen die
Labour-Regierung geputscht, die von dem ethnischen Fijianer-Arzt
Bavadra gefuehrt wurde, aber mit einer indo-fijianischen Mehrheit,
die gerade einen Monat zuvor an die Macht gewaehlt worden war. Der
offizielle Grund, den Oberst Rabuka angab, war schon damals die
Verteidigung der Interessen der "Fijianer" gegen die wachsende
politische Macht der "Inder", die wirtschaftlich den Fijianern
weitgehend ueberlegen waren.

Dieser echte ethnische Konflikt wurde, darueber besteht heute kein
Zweifel mehr, aber auch von auszen geschuert. Zum Teil von
gewissen australischen Kapitalisten, denen die wachsende Einheit
zwischen Fijianern der neuen Arbeiterklasse ein Greuel war, die
jetzt nicht mehr fuer ihre traditionellen, dorf-ansaessigen
Haeuptlinge, sondern fuer die multiethnische Labour-Partei stimm-
ten und auch in die bis dahin fast auschliesslich indischen
Gewerkschaften eintraten.

Auch die USA, sprich CIA, hatte damals ihre Finger im Spiel. Am
2. Mai 1987 besuchte CIA-Chef Vernon Walters das kleine, kaum
wichtig erscheinende Fiji. Er sprach besonders mit dem bis dahin
fast unbekannten Oberst Rabuka, damals nur der Drittranghoechste
der sehr gut geruesteten Fiji-Armee. Nach dem Grund seines
Besuches gefragt, sagte Walters, dass Rabukas zwei Vorgesetze
momentan nicht im Lande seien, und dass er sich fuer diese "sehr
professionelle" Armee interessiere, weil sie viele Soldaten fuer
internationale Truppen im Libanon, in Aegypten und sonstwo
liefere. Die Fijischen Soldaten (unter denen sich kaum ethnische
Inder befinden) haben tatsaechlich eine lange Tradition als
"verfuegbare" Berufssoldaten in vielen Laendern.

Walters hatte damals schon eine bemerkenswerte Vergangenheit: Im
Iran hat er 1953 kraeftig mitgeholfen, den Nationalisten Mossadeq
zu stuerzen, als dieser die Interessen der anglo-iranischen Oel-
Gesellschaft mit seiner "Nationalisierung des Oels" gefaehrdete.
Ein Jahr spaeter war er in Guatemala aktiv, wo die linke Arbenz-
Regierung die United Fruit Company bedrohte... und auch schnell
von einer CIA-organisierten Invasion gestuerzt wurde. 1964 in
Brasilien half er, den "linken" Goulart durch einen Militaercoup
zu erledigen. Dasz er 1973 in Chile dabei war, ist nicht sicher.
Jedenfalls putschte, zwei Wochen nach seinem Besuch in Fiji, sein
Gastgeber Oberst Sitiveni Rabuka, und stuerzte die gewaehlte
Regierung. Als die aus diesem ersten Streich hervorgegangene
"rechte" und fast ausschliesslich "ethnisch fijianische" Regierung
von wachsendem Widerstand bedroht wurde, putschte Rabuka erneut im
September. Ein nicht verstummendes Geruecht behauptet, dasz unter
den zehn maskierten Soldaten, die am 14.5.87 den Oberst ins
Parlament folgten und die Regierung - das war damals ein Novum -
"verhafteten", auch schwarze US Amerikaner vertreten waren.

Manche bezweifeln, dass die USA sich in diesen kleinen Inselstaat
so stark engagiert habe, aber eines wurde dabei vergessen: Die
Bavadra-Regierung hatte sich klar gegen das Anlaufen ihrer Haefen
durch nuklear bewaffnete oder angetriebene Schiffe gewandt und das
war damals, 1987, ein heisses Eisen zwischen den USA (unterstuetzt
von Australien) und der neuseelaendischen Regierung. Ein zweites
Land, das sich dieser neuseelaendischen Ketzerei angeschlossen
haette, haette eine Kettenreaktion ausloesen koennen. Jedenfalls
war, sobald Rabuka die Macht an sich gerissen hatte, in Fiji von
Anlege-Verboten gegen Nuklear-Schiffe nicht mehr die Rede.

Rabuka stellt in Abrede, dasz die CIA ihn zu diesen Coups ermutigt
hat. Der Oberst und spaetere General hat sich zwischenzeitlich in
einen "Demokraten" verwandelt, der sich sogar vor einem Jahr als
Premier abwaehlen liess und dem heutigen Coup anscheinend nichts
abgewinnen kann.

Auch hat Rabuka, wie viele andere in der fijianischen Elite,
verstanden, dasz das Land die "Inder" braucht, um zu ueberleben.
Eine neue Verfassung wurde eingefuehrt, und die letzten Wahlen vor
gerade einen Jahr wurden mit Hilfe eines komplizierten
Verhaeltniswahlrechtes gefuehrt, das einer Koalition, die von der
Labour-Party gefuehrt wurde, eine sehr grosse Mehrheit gab.

Zum ersten Mal in der Geschichte von Fiji wurde mit Mahendra
Chaundhry ein aktiver Gewerkschaftsfuehrer, aber auch "Inder",
Premierminister. Obwohl die Mehrheit seiner Kollegen ethnische
Fijianer sind, ist dies ein Greuel fuer diejenigen, die die
Rassentrennung aufrecht erhalten wollen.

Ein weiteres echtes Problem sind die Agrargrund-Pachtvertraege,
die vor 30 Jahren geschlossen wurden, und deren Erneuerung jetzt
ansteht. Das Land gehoert, gesetzlich, den Fijianern, aber ein
groszer Teil ist von indischstaemmigen Bauern gepachtet. Die
Frage, ob und fuer welchen Preis die Vertraege erneuert werden
sollen, spaltet die Bevoelkerung, und dieser Konflikt wird von
rassistischen und reaktionaeren Kraeften geschuert.

Der Putschfuehrer George Speight, ein bankrotter und korrupter
Kapitalist, versucht diese "Landfrage" hochzuschrauben. Damit will
Speight unter den Soldaten, von denen viele aus laendlichen
Fijianer-Familien stammen, Unterstuetzung gegen die Labour
Regierung, gegen die "Inder", finden.

Ein sehr wichtiger Grund fuer den Coup war aber die "linke"
Politik der Chaudhry-Regierung, die die vorherigen
Privatisierungen - insbesonders der noch uebriggebliebenen Forste,
stoppte. Speight war an diesem Ausverkauf der Forste - auch an
amerikanische Firmen - weitgehend beteiligt und hat durch diesen
Stopp viel Geld und Macht verloren.

Wenn er jetzt mit seinem Putschversuch doch noch auch nur
teilweise Erfolg hat, ist ein neue Rassentragoedie in diesem
schoenen Inselstaat vorprogrammiert.
*Fred Hecker, Sydney, 21.5.2000 / bearb.*



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