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Aussendezeitpunkt: Di, 21.12.99, 15:41 *
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Tschetschenien/Debatte:

> Zweierlei Masz

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Nun findet also auch das Thema Tschetschenien in der akin
(Nr.35/99, akin-pd 10.12.) seinen Niederschlag.
Erlaubt mir dazu einige Bemerkungen:

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Einmal abgesehen von all dem grausigen Geschehen, das dort
passiert, erinnert mich die Berichterstattung in unseren Medien an
die Zeiten des kalten Krieges - oder war dieser nie zu Ende?

Und diese Desinformation beginnt schon bei der Bezeichnung der
Staatsform. Die UDSSR war eine Vereinigung von sozialistischen
Sowjetrepubliken (abgek.SSR). Im Kaukasus gab es deren drei: die
Georgische SSR, die Armenische SSR, die Aserbaidschanische SSR,
die wie alle anderen SSRen nach dem Zerfall der Sowjetunion zum
Teil die GUS (Gemeinschaft unabhaengiger Staaten) bildeten, und
als selbstaendige Staaten UNO-Mitglieder sind. Daneben gibt (gab)
es eine Fuelle autonomer Gebiete (ASSR), die in der RSFR
(Russische Foederalistische Sowjet Republik) - Nachfolge Russland
- zusammengeschlossen sind und deren politischer Status etwa dem
von Bayern (Freistaat) oder Vorarlberg (Bundesland) entspricht.

Ohne die Berechtigung der Unabhaengigkeitsbestrebungen beurteilen
zu koennen - und das kann niemand, der nicht laengere Zeit dort
war - widert mich die unterschiedliche Betrachtungsweise aller
Unabhaengigkeitskaempfe von West nach Ost an. Die baskischen ETA-
Leute werden bei uns als Terroristen bezeichnet, die Korsen als
Mafiosi und das norditalienische "Padanien" ist ein Ausbund von
Laecherlichkeit. Dabei hatte das Motiv, als reicher Norden nicht
mehr fuer den armen Sueden zahlen zu wollen, weiter im Osten - in
Slowenien - durchaus Erfolg. Was also ist der Grund, warum die
Zerstueckelung von Staaten des ehemaligen Ostblocks vom Westen
ungeteilte Zustimmung erhaelt - oder sogar betrieben wird -
waehrend die Unterdrueckung aehnlicher Bestrebungen bei
westorientierten Staaten auch mit Gewalt vielfach gebilligt wird?

Ruszland versucht also, in Tschetschenien mit geringem Erfolg, den
NATO-Krieg gegen Serbien nachzuahmen, aber:

1. Die Nachrichtensperre ist lueckenhaft.

2. Ein sauberer, steriler Luftkrieg ist nicht gelungen

3. Die Tschetschenen machen Moskau (noch) nicht die Freude, zu
kapitulieren.

Die Pfui-Rufe der USA sind daher unter dem Motto: "Quod licet
Jovi, non licet bovi" zu sehen. Es darf nur einen Weltpolizisten
geben!

Zum Abschlusz eine Preisfrage: Was wuerden die USA unternehmen,
sollte sich Alaska unabhaengig erklaeren, die Erdoeleinkuenfte
selbst beanspruchen und gleichzeitig von unbekannten Taetern
einige Hochhaeuser in New York in Truemmerhaufen verwandelt
werden? *Leo Graf*


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