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Aussendezeitpunkt: Di, 16.11.99, 14:57 *
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Film:

> Internationale ins Klo gesungen

Margarete Schuette Lihotzky -- Erinnerungen aus dem Widerstand
Ein Film von Uwe Bolius und Robert Angst
Beta16:9, Farbe, ca. 40 min
Filmproduktion Aichholzer, Mariahilferstr. 58, 1070 Wien,
Tel: 523 40 81

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Ueber Margarete Schuette-Lihotzky als Architektin wurde, wenn auch
sehr spaet, ausreichend Material der Oeffentlichkeit zur
Verfuegung gestellt. Ueber ihre Zeit im Widerstand gegen die Nazis
gibt es zwar das von ihr geschriebene Buch gleichen Titels, aber
sonst nahezu nichts. Der Film versucht, die mediale Luecke zu
schliessen.

Darin berichtet die 102-jaehrige ueber ihren - freiwillig
gefaszten - Entschlusz, vom sicheren Ausland, der Tuerkei, nach
Oesterreich einzureisen, um, im Alter von 43 Jahren, im Widerstand
gegen Hitler zu arbeiten. Ende Dezember 1940 faehrt sie von
Istanbul nach Wien, arbeitet dort 3 Wochen im Widerstand der KPOe
und wird am 22. Jaenner 1941 von der Gestapo verhaftet. Dann
beinahe zwei Jahre Untersuchungshaft, in der sie die Solidaritaet
der Frauen lebt und erlebt. Das fuehrt manchmal zu grotesken, gar
komischen Szenen: so, als die Gefangenen "den 1. Mai 1942 ueber
den Klosettstrang feiern". 12 Maenner und 8 Frauen halten Reden
und singen am Schlusz gemeinsam das Lied "Voelker hoert die
Signale" - in die Klomuschel. "Nur im Gefaengnis konnte in
Oesterreich am 1. Mai 1942 noch die Internationale gesungen
werden," berichtet sie im Gespraech. "Wenn du sie draussen
gesungen hast, bist du eingesperrt worden."

Schlieszlich der Prozess durch den wegen seiner vielen
Todesurteile so genannten und gefuerchteten "Koepferlsenat" am 22.
September 1942 in Wien. "Fuenfzig Jahre sind seitdem vergangen,"
erzaehlt sie, "aber mir ist, als sei es erst gestern gewesen."
Durch eine Reihe von Zufaellen wird sie zu "nur" 15 Jahren
Zuchthaus verurteilt, waehrend beinahe alle ihre Mitangeklagten
durch das Beil zu Tode kommen.

Die alte Dame beruehrt den Zuschauer nicht nur durch ihre
mitreissend erzaehlten Erlebnisse, sondern auch durch ihre
Menschlichkeit. Egal, ob sie die Geschichte der Bauernmagd
"Plonerl" erzaehlt, die die Nazis voellig unschuldig zum Tode
verurteilten, oder ob der Zuseher Stellen aus jenen Briefen hoert,
die sie damals ihrer Schwester und ihrem Mann aus dem Gefaengnis
geschrieben hat. Sie werden der Oeffentlichkeit zum ersten Mal zur
Kenntnis gebracht und bewegen noch heute in ihrer Groesse und
Schlichtheit:

"Mein lieber guter Slib! Bis du diese Karte bekommst, sind wir
schon ein Jahr getrennt, 365 Tage und 365 Naechte, leider sind die
letzteren so viel schwerer. Mehr denn je schmerzt es mich, dass
ich dir kein Kind schenken konnte. Ich moechte so gerne nur einmal
meinen Kopf an dich lehnen und mich ausweinen. Innigen Kuss fuer 1942."
*Pressetext/bearb.*

Vorfuehrung: Polycollege Stoebergasse, 24. 11, 20h;
Kartenbestellungen bis 22. 1.. unter der Tel. Nr.: 581 39 00/15


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