akin / aktuelle informationenPressedienst akin vom 24-02-1999
 
 



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------- Originalaussendung des Revolutionsbräuhof ------------------------

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> Tschechischem Antifaschisten drohen 25 Jahre Haft:
> Freiheit für Michal Patera!

Kundgebungen

Freitag, 26 Februar 1999   14.00 Uhr

Wien: Tschechische Botschaft; Penzinger Strasse 11 - 13, 1140 Wien

Linz: Tschechisches Konsulat; Raiffeisenplatz 1, 4020 Linz

Es rufen auf:

Ernst-Kirchweger-Haus (EKH), Freie ArbeiterInnen Union Wien (FAU), Infoladen,
Grauzone, Infoladen Wels, Revolutionsbraeuhof (RBH), Rosa Antifa Wien (RAW),
TATblatt
 

Dem Aktivisten der FSA/IAA, Michal Patera, drohen 25 Jahre Haft! Am
Freitag,
dem 27. November 1998 wurde er und ein anderes Mitglied der Foederation der
Sozialen AnarchistInnen (FSA/IAA) im Prager Klub »Hampton« von mindestens
fünf tschechischen Neonazis taetlich angegriffen. Die meisten von ihnen gehoeren
dem harten Kern der Prager Neonaziszene und betreiben u. a. asiatische
Kampfsportarten. Michal Patera und sein Freund wurden im Lokal von der Gruppe
Neonazis überrascht, die von einem Sympathisanten informiert worden waren, dass
sich Michal dort aufhielt.

*Schüsse in Notwehr*

In der anschliessenden Schlaegerei
wurde der Bekannte von Michal Patera bald bewusstlos geschlagen, so dass Michal
Patera seinen Gegnern allein gegenüberstand. Nachdem er ein paar schwere Schlaege
einstecken musste, durch die er verletzt wurde und anschliessend einen Schock
erlitt,
wurde ihm klar, dass er sich in Lebensgefahr befand. Er zog seine Pistole, für die
er
einen legalen Waffenpass besitzt, und schoss auf den aggressivsten der Neonazis.
Anschliessend konnte er flüchten, wurde jedoch festgenommen. Schon sechs Monate
vorher war er von Faschisten attackiert worden, konnte aber entkommen.

*Michal Patera wird verhaftet - gegen die Angreifer wird nicht ermittelt*

Nach kurzer polizeilicher Überprüfung und Rücksprache mit der »Spezialabteilung
zur Bekaempfung des politischen Extremismus« wurde Michal des »ideologisch
motivierten versuchten Mordes« (Paragraphen 8/1 und 219 des Strafgesetzbuchs)
angeklagt.

Am naechsten Morgen wurde vom Bezirksrichter die Untersuchungshaft bis zum
Prozessbeginn verhaengt. Im Durchschnitt sitzt ein Angeklagter ein Jahr lang in
solchem Gewahrsam. Die Polizei stufte den Fall klar als »ideologisch motivierten«
versuchten Mord ein, begangen durch einen bekannten »Linksextremisten« gegen
eine Gruppe unschuldiger unauffaelliger »junger Maenner« . Michal droht deshalb
eine Haftstrafe von 25 Jahren in einem der haertesten Gefaengnisse. Keiner der
neonazistischen Angreifer wird auch nur wegen des geringsten Deliktes angeklagt.

*Neo-Nazis in der Tschechischen Republik*

Um die Staerke der tschechischen neonazistischen Bewegung zu begreifen, ist es
wissenswert, dass sie am Tag des Angriffs eine Kundgebung und ein »Festival der
weissen Musik« bei Plzen durchführten. Mehr als zehn neonazistische Musikgruppen
traten auf, 300 FaschistInnen besuchten das Konzert. Einheiten der
Bereitschaftspolizei griffen nicht ein, obwohl antisemitische und faschistische
Losungen in aller Oeffentlichkeit skandiert wurden und von FaschistInnen der
Hitlergruss gezeigt wurde, was unter dem tschechischen Strafrecht streng geahndet
wird.

Nach Informationen der Polizei gibt es in der Tschechischen Republik über 30.000
organisierte Neonazis und AktivistInnen, davon allein 3000 in Prag. Die Prager
Ortsgruppe der FSA/IAA dagegen hat ganze zehn Mitglieder. Nach offiziellen
Angaben des Innenministeriums sind über ein Drittel der PolizistInnen Mitglieder
oder aktive SympathisantInnen neofaschistischer, rassistischer oder extrem
nationalistischer Organisationen.

Die Sympathie und Zusammenarbeit zahlreicher Polizeibeamter mit Neonazis, die in
manchen Faellen bis hin zu direkter Mittaeterschaft reicht, ist eine bekannte
Tatsache. Michal Patera wurde angegriffen, weil er sich gegen diese
neofaschistische
Bewegung engagiert hatte. Nun drohen ihm 25 Jahre Haft. Seine Gruppierung, die
FSA/IAA kann für die Prozesskosten unmoeglich aufkommen! Sie betragen 130.000
Kronen, was in Tschechien 20 durchschnittlichen Monatsgehaeltern entspricht.
Es ist dies auch nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Seit Juli 97 sitzt Vaclav
Jez
im Gefaengnis, weil auch er sich gegen einen Neonaziangriff nur noch mit seiner
Pistole wehren konnte. Die finanziellen Moeglichkeiten der tschechisch-slowakischen
anarchistischen Bewegung sind nach der Kampagne zur Unterstützung von Vaclav
Jez erschoepft. Es ist unbedingt notwendig, dass Michal Patera einen guten
Verteidiger bekommt, da die polizeiliche und kapitalistische (Un-) Gerechtigkeit
klar
voreingenommen ist.

Die Kampagne zur Verteidigung von Michal Patera wird von der Prager Ortsgruppe
der FSA/IAA koordiniert.

*Was koennt ihr tun?*

Schreibt solidarische Briefe an Michal;

schreibt Protestbriefe an die naechste Tschechische Botschaft (in Oesterreich:
Penzinger Strasse 11 - 13, 1140 Wien, Tel.: 01/894 37 41, Fax: 01/894 12 00).
Fordert die Freilassung aus der U-Haft von Michal Patera (geb. 1976), inhaftiert am
27. November 1998 in Prag, sowie die Rücknahme der Anklage unter §§ 8/1 und
219 des Strafgesetzbuchs, da er wegen seiner antifaschistischen und anarchistischen
Überzeugung brutal angegriffen und seiner Pistole nur in einem Akt der
Selbstverteidigung eingesetzt hat;

unterstützt die Verfahrensverteidigung mit einer Spende (Spendenkonto in
Oesterreich: 620 206 102, Bank Austria, BLZ 20151, lt. auf Revolutionsbraeuhof,
bitte Verwendungszweck angeben);

Michals Addresse im Polizeigewahrsam lautet: Michal Patera (1976), PO BOX 5,
CZ-14057 Praha 4, Tschechische Republik

Wir haben diese Protestkundgebungen organisiert, um Oeffentlichkeit zu schaffen.
Über die Grenzen der Tschechischen Republik hinaus. Als Zeichen antifaschistischer
internationaler Solidaritaet: Beteiligt Euch daran!

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--------------------- Ende der Originalaussendung ------------------------
 
 



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last update:  24-02-1999  by: Horst.JENS@bigfoot.com (html-Konvertierung)