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Aussendezeitpunkt: Di, 11.05.99, 17:23 *
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Balkan-Krieg:

> Unter falscher Flagge

Ein Waffen-Transport fuer die UCK wurde von italienischen
Zoellnern aufgebracht. Die LKW hatten Caritas-Kennzeichen.

*

Teils empoert, teils resignierend, hat Italiens Oeffentlichkeit
auf neue Berichte ueber den Waffenschmuggel fuer die kosovarischen
Kaempfer reagiert. Hohe Beamte des Innenministeriums in Rom
betonten:

Die Affaere begann schon vor einem Monat, flog aber erst dieser
Tage auf. Damals, Anfang April, hatte eine mysterioese katholische
Organisation in Sarajewo mit dem Namen "Das Brot des heiligen
Antonius" dem Pfarrer Don Luciani in der albanischen Stadt Scutari
Spenden fuer die Kosovo-Fluechtlinge angeboten.

Der aus dem Kosovo stammende Don Luciani akzeptierte, unterstrich
aber: "Wir nahmen Spenden nur ueber die albanische Caritas an."
Drei Lastwagen fuhren von Sarajewo in die kroatische Hafenstadt
Split und gelangten per Schiff in den italienischen Adriahafen
Ancona.

Dort entdeckten die Finanzer bei Kontrollen, dasz die Lastwagen 30
Tonnen Waffen geladen hatten - versteckt unter Oelkanistern und
bereits faulenden Kartoffeln.

Es waren Maschinengewehre, Handgranaten und eine kleine Kanone.
Die Finanzer beschlagnahmten die Fahrzeuge; gegen die Lkw-Fahrer
(Bosnier und angeblich ein aus dem Balkan stammender Deutscher)
begannen Ermittlungen. Der als Absender des Transports firmierende
bosnische Pater fiel bei der Nachricht ueber den wahren Inhalt des
Transports aus allen Wolken.

Und Don Luciani in Scutari erklaerte: "Ich hatte nur Lebensmittel,
darunter auch Kartoffeln, aber nichts sonst erwartet." Wer und wie
die Waffen in den Transport geschmuggelt hatte, ist unklar. Die
Caritas in Tirana beteuerte, das Etikett auf den Lastwagen sei
gefaelscht worden. "Wir wurden hintergangen." Laut Caritas
gehoerten die Lkw nicht zu der Organisation, auch wenn sie deren
Nummernschilder tragen.

*Stiftung Mutter Teresa als Deckname*

Man erinnert daran, dasz bereits im Februar im Hafen von Triest
ein Fernlaster vor der Einschiffung nach Albanien gestoppt wurde,
der unter gebrauchter Kleidung und Haushaltsgeraeten grosse Mengen
Waffen und Munition geladen hatte.

Die Ladung kam angeblich aus Luzern und trug das Etikett "Stiftung
Mutter Teresa von Kalkutta".

In Italien nimmt man an, dasz die Waffentransporte hauptsaechlich
auf das Konto von Kosovo-Albanern gehen, die in Mitteleuropa leben
und den Kampf der UCK unterstuetzen. *Dolomiten, 4. und 5.5. / akin*


*Kommentar: Vertrauen ist gut...*

Solche Meldungen verstoeren, was denkt man sich dabei? Klar, es
ist Krieg, da ist den Konfliktparteien jedes Mittel recht. Tarnen
und Taeuschen heiszt die Devise. Denn dasz die Caritas wirklich
davon gewuszt haben koennte, waere wohl eine abstruse Vorstellung.

Dennoch ist die kirchliche Hilfsorganisation nicht ganz
unschuldig. Die Argumentation der christlichen Naechstenliebe
oeffnet nun einmal viele Tueren -- da musz man hoellisch
aufpaszen, wer da aller mit durch die offenen Passagen schluepft.
Ich erinnere mich daran, im kroatisch besetzten Teil Bosniens 1992
waehrend des dortigen Kriegs in Lebensmittellaeden massenweise
oesterreichischen Zucker zum Verkauf angeboten gesehen zu haben --
in Kiseljak naemlich, wo die Caritas fuer "Nachbar in Not" eines
ihrer groszen Lager hatte und wo die Versorgungslage ausgezeichnet
war. Inoffiziell war damals zu hoeren, dasz so mancher
Hilfstransport sich die Durchfahrt durch Abteilen erkaufen muszte
-- aber auch, dasz so manche Partnerorganisationen der Caritas
Oesterreich eben nicht sehr vertrauenswuerdig sind.

Der Caritas sollte mehr daran gelegen sein, sich bewuszt zu
werden, welche Macht der humanitaere Nimbus darstellt. Und das
heiszt auch, dasz sie dafuer sorgen musz, dasz nicht alleine ein
aufgeklebtes Caritas-Logo als Persilschein ausreichend sein darf.
Denn auch eine aeuszerst etablierte Organisation kann in den
Zeiten der Verunsicherung rasch in Verruf geraten. *br*


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