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Aussendezeitpunkt: Di, 11.05.99, 17:13 *
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Causa Marcus O.:

> Eine kleine Episode

Es begab sich bei der Mahnwache fuer Marcus Omofuma. Eine
Mahnwaechterin fragte den diensthabenden Offizier vor dem
Innenministerium, ob er vielleicht als Zeichen der Verstaendigung
ein Kerzerl entzuenden moechte. Der meinte, er wuerde das schon
gern machen, aber er wolle sich dabei nicht fotografieren lassen.
Das koenne er sich in seiner Position nicht leisten.

Da kommt man ins Sinnieren: Der Minister haette wohl kaum etwas
gegen eine solche Geste gehabt. Aber die Kollegen haetten den
"Verraeter" fertiggemacht. Jetzt frage ich mich, was es fuer einen
Sinn haette, wenn der Minister zuruecktritt. Gegen diesen
Corpsgeist kaeme auch sein Nachfolger nicht an. Es sei denn, er
wuerde in diesem Polizeiapparat das Unterste zu oberst kehren. Und
so manchen Oberst nach unten. Bei dem, was so Tag fuer Tag von
Polizisten veruebt wird, braeuchte ein Minister nicht einmal ein
neues Dienstrecht, sondern nur den Mut, die vorhandenen Gesetze
anzuwenden. Jedoch solange in der Polizei gilt, dasz eine
Befehlsverweigerung zu Disziplinarmasznahmen fuehrt,
Gesetzesverletzungen bis hin zum Mord aber keine ernsthaften
Konsequenzen nach sich ziehen, solange werden immer wieder
"Unfaelle passieren".

Nur wird es eben keine anderen Minister geben. Caspar Einem, der
zwar ein nettes ironisches Laecheln hatte, aber nun wirklich kaum
andere Politik betrieb als sein Vorgaenger Loeschnak, war der
Polizeigewerkschaft schon zuviel und wurde nach einer kleinen
Anstandsfrist vom Kanzler ins Verkehrsressort abgeschoben.

Es ist einfach laecherlich, bei Figuren wie Schloegl von
"politisch Verantwortlichen" zu sprechen. Erinnern wir uns an die
britische Fernsehserie "Yes, Minister" und wir wissen, was
gespielt wird.

Solange es aber von der Gnade des Apparats abhaengt, wer
Polizeiminister in diesem Land sein darf, solange wird der
jeweilige Amtsinhaber nicht mehr sein als der Pressesprecher der
Behoerde. *Bernhard Redl*


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